Mo. 15.09.2014
Am nächsten Tag nahm ich wegen Zeitmangel ein Taxi zum Bahnhof und war erleichtert, nach Zug- und U-Bahn-Fahrt am Ende wieder im Gulnara Guesthouse in Taschkent zu sein. Am Abend spielten im dortigen Innenhof zwei Männer für eine französische Reisegruppe traditionelle Musik und eine Frau tanzte in regionaler Tracht dazu.
Di. 16.09.2014
Nach dem vielen Touri-Programm und den anstrengenden Reisen gönnte ich mir einen ruhigen Tag, gab meine Wäsche im Gästehaus zum Waschen, tauschte Geld, kaufte einen Sweater aus 100% usbekischer Baumwolle und ging europäisch (russisch) essen. Im Internetcafe sorgte ich geduldig in einer fast dreistündigen Prozedur dafür, dass über 35 Usbekistan-Fotos in diesem Blog erscheinen.
Mi. 17.09.2014
Vor meinem Tagesausflug wollte ich im Telefonbüro meine nächste Unterkunft reservieren. Dort halfen mir am Ende alle vier angestellten Damen, um die veraltete Nummer des Lonely Planet zu berichtigen. Das Telefonat endete erfolglos, weil ich kein rein russisches Telefonat führen konnte. Dank Shavkats Tipps kam ich schnell und günstig über Yangibozor und Parkent in die Berge östlich von Taschkent. Im Dorf Sukok, das in einem so schmalen Tal liegt, dass die Häuser am Hang stehen, war ich der einzige Tourist.
Arg hoch kam ich nicht auf die dortigen Berge, weil es keine Wege gab und das Geröll zu gefährlich aussah. So machte ich an einer Wasserstelle im Dorf meine Vesperpause, wo ein paar Kinder spielten. Ein Junge war mit zwei Eseln unterwegs und fütterte sie mit Heu.
Vier Männer, die an einer Häuserwand im Schatten saßen, unterhielten sich ein wenig mit mir. Ein anderer sprach mich auf die Landschaft an und fotografierte mich.
Auf dem Rückweg kaufte ich auf dem Basar in Parkent frisch geerntete rote Trauben aus den Weinbergen nahe Sukok. Im Gästehaus traf ich wider Erwarten nochmal Marei und Nico.
Do. 18.09.2014
Am nächsten Morgen vor meiner Weiterreise gab’s zudem ein überraschendes Wiedersehen mit James und Stu, die auf ein Ersatzteil für ihr Auto warten mussten.
Fr. 12.09.2014
Auf dem Weg zum Bahodir B&B verlief ich mich zweimal, zudem machte ich trotz des schweren Gepäcks einen Schlenker zum von der Sonne beschienenen Registan, dem Ort schlechthin der ehemals blühenden Seidenstraße. Die perfekte Geometrie und die restaurierten Medresen sind absolut beeindruckend und bisher das Bild in Usbekistan, das sich mir am meisten einbrannte.
Marei und Nico kamen wenige Minuten nach mir in der Unterkunft an und so gingen wir zum riesigen Siyob-Basar und aßen lecker Laghman. Wie ausgemacht kam Shavkat bei uns vorbei und machte für uns eine tolle Führung von der Bibi-Chanum-Moschee über den Registan bis zum Gur-Emir-Mausoleum, in dem auch Amir Timur begraben liegt.
Nach ein paar Stadtfotos bei Dämmerung trafen wir Flo und Alex aus der Schweiz, die mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs sind. Mit Flo räumte ich das Regal mit den kühlen Bierflaschen im Minimarkt um die Ecke aus. Später suchten Marei, Nico, Alex und ich noch ein Restaurant, aber mehr als ein Schnellimbiss, der nur Fleischspieße anbot, gab es nicht mehr. Dort war auch ein Mann zu Gast, der einen Pfau dabei hatte. Mangels Toilette gingen wir unter lautem Vogelgezwitscher beim Registan zurück zur Unterkunft.
Sa. 13.09.2014
Bei meinem Tagesausflug nach Shakhrisabz waren die Begegnungen mit den Menschen und die Fahrt über die Berge die eigentlichen Highlights. Mit dem Taxifahrer Said handelte ich einen Preis für die Hin- und Rückfahrt aus. Bei der Hinfahrt wurde am Stadtrand massenweise Brot gekauft, wovon auch ein Sicherheitsbeamter bei einer der vielen stationären Kontrollen zwei Stück abbekam.
Auf russisch redeten wir ein wenig, ansonsten unterhielt Said die Damen auf der Rückbank und, obwohl ich nichts verstand, musste auch ich zwischendurch mitlachen. In Shakhrisabz landete ich wie angekündigt auf einer riesigen platt gewalzten, staubigen Baustelle. Dort fragten vier junge Mädchen, ob sie ein Foto mit mir machen dürfen und letztlich standen zwei von ihnen dazu und eine knipste mit ihrem Handy. Die größten Sehenswürdigkeiten von den Ruinen des Ak-Saray-Palastes bis zur Kok-Gumbaz-Moschee, von Timur bzw. seinem Enkel Ulugh Beg gebaut, sowie der Basar waren so leicht zu finden.
Dort erstand ich noch Trockenfrüchte.
Für die Heimfahrt bot Said mir an, mich für einen Aufpreis direkt und alleine nach Samarkand zu fahren. Wir luden aber in Kitob eine Mutter mit zwei Kindern sowie einen Mann auf die Rückbank. Der Mann war sehr interessiert an mir und am Leben in Deutschland. Auch meinten er und Said, dass ich mir doch in Samarkand eine Frau suchen solle. Als ich daraufhin meinte, dass die Distanz ein Problem sei, brachen beide in herzhaftes Gelächter aus und gaben mir zu verstehen, dass genau das kein Problem sei. (Wahrscheinlich könnte ich in deren Augen mit einer Frau in Samarkand weit weg in Deutschland trotzdem Frauen haben, wie ich möchte.) Auf der Passhöhe hielt Said an und machte ein Foto von mir. Der Mann wurde in einem Dorf zu Fuße der Berge vor Samarkand ausgeladen und lud mich noch zu einem Tee ein, den ich nicht annehmen konnte, weil das Taxi weiterfuhr. Die Hackordnung beim Redeanteil in Gesprächen lautet Mann vor alt vor Frau vor Kind, darum kam erst jetzt die Mutter zu Wort, wobei Said sie größtenteils unterhielt. Obwohl es Samstag Abend war, mussten wir uns damit abfinden, dass es in Samarkand keine Abends-Ausgeh-Kultur und somit auch keine Party außerhalb für uns gab. So bereiteten im wesentlichen Marei und Niko ein leckeres Essen (Pasta und Zwetschgenknödel als Nachtisch) für sie, Flo, Alex, Sylvain und mich vor. Sylvain aus Frankreich ist Jongleur und (Lebens-)Künstler und seit vier Jahren mit dem Fahrrad unterwegs. Das Essen und der Abend war super, wir unterhielten uns angenehm und lachten viel, fast schon so wie mit den Freunden zuhause, die man seit Jahren kennt.
So. 14.09.2014
Nach deren Weiterreise und unserem Abschied schaute ich mir die wesentlichen Sehenswürdigkeiten Samarkands an. Die Totenstadt Schahi-Sinda, ein beeindruckender riesiger Hügel mit Gräbern und Mausoleen ab dem 9. Jahrhundert.
Das Ulugh-Beg-Observatorium, in dem Ulugh Beg schon vor den europäischen Astronomen Nikolaus Kopernikus und Tycho Brahe exakte Sternbeobachtungen machte und die Dauer eines Jahres bis auf 40 Sekunden zum jetzigen Wissen bestimmte.
Das vermeintliche Grab des Propheten Daniel (Daniel in der Löwengrube), das Timur aus Persien hergebracht haben soll; höchstwahrscheinlich ist aber das wahre Grab in Susa (Iran). Auf dem Weg zurück begegneten mir zwei Frauen, wovon eine ein Foto mit mir haben mochte. So zückte auch ich meine Kamera.
Im B&B traf ich den schwäbischen Rentner Norbert, der mit seinem Hund Adonis und einem Laster unterwegs ist. Auch schaute ich mir die beeindruckend große Bibi-Chanum-Moschee von innen an.
Auf dem Weg zum Gur-Emir-Mausoleum begegnete ich Said am Zebrastreifen, der mir freundlich aus seinem Taxi zuwinkte. Amir Timurs Grab ist das auffälligste von den neun in einem mit den teuersten Materialien verzierten Raum unter einer großen Kuppel.
Abends ging ich mit Sam, einem weiteren französischen Fahrradreisenden, zum Essen und am beleuchteten Registan vorbei.
Später zeigte Norbert seine Fotos von den Bergen in Zentralasien.