Do. 30.04.2015
Paso Jama, erste schneebedeckte Berge, Vulkan Licancabur
Ankunft, kurze Suche, Hostal Talar, Paulo Gitarre
abends durch den Ort: Mädchen Glockenspiel
Abend mit Chris, Max und deutscher 4er-Gruppe
Fr. 01.05.2015
Ausschlafen, Wasserkauf
Tour: Valle de la Luna und Valle de la Muerte
Bus Pickup Hostel, dann alle 27 Plätze voll, Guide Rodrigo, erster Halt, in Tourischlange Berg hoch, Duna Mayor und Aussichtspunkt
zweiter Halt: Tres Marías, Salz
dritter Halt: Infozentrum Valle de la Luna
vierter Halt: Valle de la Muerte, mit Max und Chris weit rein gelaufen
Bus zum Sonnenuntergang weg, Warten auf den Bus, Wind
Rückkehr, Lärm auf Hauptplatz Atacama MTB Challenger nochmal hin, Ort, Essen und Livemusik
Mond zu hoch und hell, keine Sternbeobachtung am Ortsrand
Blog im Dunkeln, Hostel
Sa. 02.05.2015
Vormittag nichts, VfB verliert, Jess, orangener Hostelkater, Ines, Blog
kurzfristige Umentscheidung: Tour: Laguna Escondida (versteckter See)
1 Stunde holprige Fahrt mit Max und Ines, Guide Evelyn, Fahrer Freddy
Marsch zum letzten See, ins Wasser
Marsch zurück
Pisco Sour am Bus
Sonne verschwindet hinter den Bergen (Sonnenuntergang)
Heimfahrt, Mond über dem Valle de la Luna
Chris Max 4 Dosen Bier entgegen Verbot, Abschluss
So. 03.05.2015
Skype Andrea, Mittagszeit, Ort, Dave Angebot Sterntour
Siegerehrung Atacama MTB Challenger
Blog, Tel. Mama
Abend, Musik auf Bühne/Podest, Sterntour mit Dave
Hostel, Ines
Mo. 04.05.2015
Bus vor 7:30 früher als erwartet, Hektik, Küsschen Jess, mit Amy und Emily los, Ortsende 2. Bus in Schlange, z neunt Grenzstempel um 8, Fahrt zur Grenze 47 km
Mi. 01.04.2015
Über Santiago erreichte der Bus am Morgen eine bunte hügelige Stadt, die sofort einen schönen Eindruck auf mich machte: Valparaíso. Mein angepeiltes Hostal Luna Sonrisa war ebenfalls auf einem Hügel, dem Cerro Alegre, und anstrengend zu erreichen. Leider hatten sie kein freies Bett, aber im schönen Hostal Acuarela gegenüber hatte ich mehr Glück. Am Nachmittag lernte ich im Schlafraum das schwedische Paar Chaska und Christoffer kennen und genoss die Sicht von der Dachterrasse.
Entlang der Avenida Alemania erreichte ich die Plaza Bismark mit schöner Sicht auf die umliegenden bunten Häuser auf den Hügeln.
Der Eisverkäufer im kleinen Laden dort freute sich über deutsche Kundschaft. Sehr verlockend sah der nah wirkende, höchste Hügel mit Sendemast aus, und so ging ich an abenteuerlich am Hang gebauten Buden und bellenden Hunden vorbei nach oben, gab aber auf, als die Gegend doch etwas zu suspekt auf mich wirkte. Unten am Cerro Alegre war der Ascensor Reina Victoria, einer der vielen aufzugähnlichen Gefährte am Hang.
Über das Bankenviertel, den Hafen und die Plaza Sotomayor ging ich zum Supermarkt, vor dem doch einige Leute nach Kleingeld („Moneda“) fragten. Im Hostel traf ich den argentinischen Rezeptionisten Guillermo, der seinen letzten Arbeitstag hatte, und unterhielt mich mit der Deutschen Anne und dem Chilenen Johnny.
Do. 02.04.2015
Nach dem sehr guten Hostelfrühstück verabschiedeten wir Guillermo an der Iglesia Luterana und ich ging mit Anne zum Ticketkauf an den Busbahnhof. Mit dem Besorgen von US-Dollars für Argentinien war ich wegen Nachmittagspausen der Banken und der Suche nach der richtigen Wechselstube ordentlich beschäftigt. Nach getaner Arbeit ging ich mit Anne durch die Stadt. Nahe des Hostels war eine starke Steigung mit einer Gasse, die malerisch direkt aufs Meer zuführte.
Dann bestaunten wir die vielen schönen Gemälde an den Hauswänden.
Ein Mann sang laut zur Musik aus seiner Wohnung und stellte sich für Anne für das Lied „Perdone me“ auf den Balkon. In der Calle Urriola aßen wir sehr leckere Empanadas in einem sympathischen Laden mit einheimischen Kunden. Anne besorgte sich einen Friseurtermin und direkt danach hatte die Dame auch noch Zeit für mich.
Dann gingen wir zur Plaza Bismark.
Dort oben spielte Anne mit einer Katze mit einem blauen und einem grünen Auge. Zudem gab es nochmal eine schöne Sicht auf bunte Häuser.
An einem Platz waren einige harte Jungs mit lauten Trommeln und unter ihnen tanzte ein kleines Mädchen.
Auch die Friedhöfe der Stadt waren wegen der Hanglage spektakulär und nach den vielen Eindrücken belohnte Anne sich mit Souvenirs in einem sehr schönen Laden. Im Hostel teilte Anne ihr leckeres Brot mit mir und auf der Dachterrasse im Dunkeln trafen wir Chaska und Christoffer, bevor Anne zu ihrem Nachtbus gehen musste. So verweilte ich mit Chaska und Christoffer bei der schönen Sicht und wir hatten intensive Gespräche, konnten aber mit unserem Idealismus an dem Abend die Welt leider auch nicht retten.
Nachdem wir von der Dachterrasse gehen mussten, hatten Christoffer und ich noch nicht genug und gingen nochmal Bier holen zum direkten Verzehr bis halb 4 in der Nacht.
Fr. 03.04.2015
Es war erst mal Ausschlafen angesagt. Dann fand ich im Zentrum die Iglesia Catedral de Valparaíso für einen Kreuzweg am Abend. Ich ging weiter bis zum Cerro Polanco mit einem laut Einheimischem seit längerem defekten Ascensor. Von dort hatte ich noch einen anderen Blick auf die Stadt.
Am Markt auf der Avenida Argentina bekam ich neue Batterien für meine Taschenlampe und über die Palmenallee Avenida Brasil kam ich zum Ascensor Concepción. Von oben gab es nochmal eine schöne Sicht auf den Hafen.
Über verwinkelte Gassen kam ich zum Hostel zurück. Mit Chaska und Christoffer aß ich zu Abend und ging dann zur Iglesia Catedral und nahm am Kreuzweg teil.
Wieder endete ich bei Fast-Vollmond mit Chaska und Christoffer auf der Dachterrasse, wo wir zuletzt den Belgier Martin trafen, der von Bolivien erzählte.
Sa. 04.04.2015
Bei Dunkelheit verließ ich das Hostel und wurde den kompletten Weg von einem herrenlosen Hund und zeitweise von bis zu drei weiteren Hunden begleitet. Im Zentrum waren noch die letzten Nachtschwärmer und es erklangen sogar noch Trommeln und Gitarren. Der Bus fuhr Richtung Anden.
Die Berge wurden immer höher.
Und es ging über einen spektakulären Pass.
Nach einem Tunnel waren wir bereits in Argentinien.
Sa. 28.03.2015
Nach fünf anstrengenden Stunden im Bus steuerte ich das Airesbuenos Hostel an. Der Rezeptionist Jesús führte mich durchs ökofreundliche Hostel und gab mir Tipps zur Stadt. Ich informierte Francisco, den ich in Santiago kennen gelernt hatte, über meine Ankunft in dessen Heimatstadt. Gerade als ich mich mit einer fünfköpfigen deutsch-mexikanischen Studentengruppe aus Concepción im Schlafraum bekannt machte, kam zu meiner großen Freude Francisco vorbei und schlug vor, zu ihm zu gehen. Gemeinsam mit seinem rumänischen Freund Gabriel fuhren wir in Franciscos Auto mit lauter Musik durch die Stadt und kauften Bier und Rum für den Abend. In seinem Zuhause lernte ich seine Mutter Mirta, seine Schwester Vanessa mit Freund Christopher und die drei kleinen Hunde kennen. Mirta machte Pichanga für uns, eine chilenische Speise mit Pommes, Tomaten, Avocados und Oliven. Es kamen die Schwägerin mit zwei Kindern auf einen Kurzbesuch und später eine Freundin, die mit Franciscos Mutter ins Casino abdampfte. Auch der Vater Rogelio kam vom Zweitjob Taxifahren nach Hause und bot mir Pisco, einen grappaähnlichen Schnaps, an. Bier und Rum-Cola tranken wir ohnehin schon.
Um Mitternacht machten wir uns bei Regen mit dem Taxi auf ins Zentrum.
Es war eine wilde Nacht bis 6 Uhr und letztlich schlief ich gar nicht im Hostel, sondern bei Francisco im Gästezimmer.
So. 29.03.2015
Verkatert wachten wir auf, Mirta kochte für uns ein leckeres Mittagessen und Vanessa ließ erst mal das Lied Hangover laufen. Gabriel kam vorbei und wir gingen zu viert ins Zentrum an den Río Calle Calle und den Río Valdivia, wo es einen leckeren Erdbeersaft zu trinken und Seehunde zu bestaunen gab.
Im Hostel holte ich meinen Rucksack ab und verabschiedete mich herzlich von Jesús. Dann gingen wir zur von Deutschen gegründeten Brauerei Kunstmann, bestaunten das kleine Museum und aßen einen für Valdivia typischen Crudo, eine üppige Art Mettbrot, in der Brauereigaststätte.
Sogar das Bier schmeckte wieder und draußen machten wir unser Gag-Foto.
Zuhause hörten wir Live-Musik von James Blunt und Ed Sheeran und aßen selbstgebaute Hotdogs. Abschließend schaute ich mit Francisco den Film Seventh Son.
Mo. 30.03.2015
Zum Mittagessen gab es Cazuela und Franciscos Eltern Mirta und Rogelio interessierten sich auch für meine Familie.
Mirta wollte sich um meine Wäsche kümmern und so hauten wir diese in die Waschmaschine, obwohl sie zudem auf den kleinen Sohn Gael von Franciscos Cousine aufpassen musste. Francisco holte Leyla, eine Freundin, ab und wir fuhren zu dritt erst mal zur Deutschen Schule (Instituto Alemán Carlos Anwandter), wo ich immerhin in der Bibliothek etwas zur Schulgeschichte lesen konnte. Mir gefiel das Zitat an der Wand: „Nicht jeder Tag ist ein guter Tag, aber jeder Tag hat etwas Gutes.“ Auf der Fahrt zum 30 km nördlich gelegenen Parque Oncol begegneten wir einem Mann mit vier Pferden.
Mit dem Auto durften wir in den Nationalpark hineinfahren und beim ersten Aussichtspunkt konnten wir über die dichten Wälder des Regenwalds in dieser gemäßigten Klimazone sehen.
Später stellten wir uns waghalsig auf ein Holzwehr.
Dann begann die Wanderung auf den 715 m hohen Cerro Oncol durch den kühlen Wald.
Am Ende wurden wir mit einem wunderschönen Rundumblick belohnt.
Zum Sonnenuntergang steuerten wir den Playa Curiñanco an.
Bei Abenddämmerung fuhren wir in das Hafenstädtchen Los Molinos hinunter.
Dort gab es im Restaurant La Bahia leckere Empanadas gefüllt mit Shrimps und Käse. Zuhause fand ich im Gästezimmer meine fertig gewaschene und zusammengelegte Wäsche vor und bedankte mich bei Mirta mit einem Küsschen. Der Tag war noch lange nicht gelaufen, denn um halb 12 gingen Francisco, seine Eltern, Leyla und ich in die Sky Bar auf dem höchsten Gebäude der Stadt.
Bemerkenswert waren die Toiletten mit riesiger Fensterfront und direktem Blick auf Valdivia vom Toilettensitz aus. Um 1 Uhr ging’s hinunter ins Casino Dreams im Erdgeschoss. Es gab keinen Kleiderzwang und auch Alkohol und Zigaretten waren erlaubt. Besonders an den vielen glitzernden einarmigen Banditen war noch ordentlich ‚was los und man kam auch miteinander ins Gespräch. Da war der Zocker James, der von Las Vegas erzählte und von Kuba schwärmte und den Umstehenden, also auch mir, ein Getränk ausgab. Um 3 Uhr beendeten wir den langen Tag.
Di. 31.03.2015
Der Tag begann mit dem nächsten chilenischen Essen, Pastel de Papa.
Rogelio schenkte mir eine kleine chilenische Flagge mit Familiennamen und Datum meines Besuchs. Francisco zeigte mir sein Posaunen-Notenheft mit deutschen Armeemärschen, die er teils in der Zeit beim Militär spielte. Außerdem gestaltete er eine Collage mit Bildern von Valdivia und persönlichen Worten auf der Rückseite und brannte mir seine Fotos und Filme auf DVD. Gemeinsam fuhren wir zu seinem großen Bruder Rodrigo, der ein operiertes Knie hatte und mir ein Chile-Shirt schenkte. Weiter ging’s in den Botanischen Garten der Universidad Austral de Chile, in dem es viele Baumarten zu bewundern gab, auch fast im Río Cau Cau.
Mit dem Auto fuhren wir in den Parque Saval mit kleiner Lagune.
Am Ufer des Río Valdivia steht das U-Boot Submarino O’Brien.
Wir machten eine Führung ins Innere mit.
Im Café nebenan gab es einen Snack und ein letztes gemeinsames Bier.
Zuhause war Rodrigos vierjähriger Sohn Joaquín zu Gast, es gab Tee, ich erzählte Vanessa von meinen Reisen und präsentierte stolz meine Geschenke des Tages.
Ich musste mich von Vanessa und Christopher verabschieden und wenig später auch von Franciscos Eltern.
Dann brachte Francisco mich zum Busbahnhof, wo wir uns herzlich verabschiedeten.
Di. 24.03.2015
Kurz vor Los Ángeles wurde ich vom Busbegleiter geweckt und marschierte mit Gepäck Richtung Zentrum. An einer Kreuzung jonglierte ein Mann in beeindruckender Weise mit sechs Bällen mitten auf der Straße vor an der roten Ampel wartenden Autos und bekam von den Fahrern seinen gerechten Lohn in Form von Münzgeld. Im Zentrum bekam ich im Hostal Caupolican ein schönes Zimmerchen und sah auf dem Weg zum Abendessen die riesig wirkende Sonne untergehen.
Mi. 25.03.2015
Der Grund meines Besuchs im laut Reiseführer reizlosen Ort war die Suche nach Spuren der Vergangenheit meines Verwandten Helmut, der lange in Chile als Missionar und die letzten Jahre vor seinem Tod genau hier tätig gewesen war. Die zwei netten Damen in der Unterkunft kannten ihn nicht, machten mir aber Mut im Liceo Alemán del Verbo Divino nachzufragen. Hierhin hatten mich meine Recherchen geführt, aber ich hatte keine Antwort auf meine E-Mail bekommen. So ging ich zu dieser nahe gelegenen Schule.
Auf der einen Seite des umzäunten Blocks strömten gerade Schülerinnen und Schüler in gelben oder weißen T-Shirts mit Bundesadler-Schulwappen heraus. Die älteren unter ihnen trugen Hemden und manche sogar Krawatten. Es standen gelbe Schulminibusse bereit und manche Schüler wurden mit dem Auto abgeholt. Ich wollte mich nicht aufdrängen und ging zur anderen Seite, an der ich zuvor eine Klingel gesehen hatte. Nun war auch hier ein Schülerstrom und der Mann im weißen Arztkittel (vermutlich Lehrer) schickte mich zum Empfang wieder auf die andere Seite. Hier war ein Pförtner, der meinte, ich solle mal kurz warten. Daraufhin kam er mit der deutsch sprechenden Zoila wieder zurück. Diese nahm sich sofort Zeit für mich und führte mich in ein Besprechungszimmer, in dem sie mich zuerst interessiert fragte, wie wir Deutsche mit Angela Merkels Politik zufrieden sind. Dann erzählte ich von Helmut und zeigte ihr mein 20 Jahre altes Bild von ihm aus dem Internet. Sie kannte ihn und begann strahlend von seiner Intelligenz und Güte zu erzählen. Auf dem Weg zur leider abgeschlossenen zur Schule gehörenden Kirche Iglesia del Verbo Divino und zum Wohnhaus der Priester schüttelte ich dem jungen mexikanischen Pater Alejandro die Hand. Dann führte uns die Putzfrau Patricia ins Wohnhaus, wo ich den Koch René antraf. Wir gingen die Treppe hoch zu den Zimmern und klopften an einer Tür, aus der polnische Pater Andrzej herauskam und uns hereinbat. So stand ich also im Haus und im Zimmer, in dem „Padre Helmut“ seine letzten acht Jahre gewohnt hatte. Es sah wie ein schlichtes Hotelzimmer mit zusätzlichem Platz für den Schreibtisch aus. Dann kam der Koch René wieder hinzu und schenkte mir ein DIN-A5-Sterbebild mit aufgeklebtem Foto, einem der letzten, das es von Helmut gab, und mit einem Gebet und seinem Werdegang auf Spanisch. Außerdem wusste René, dass Helmut zudem für die kleine Gemeinde Chacayal eine knappe Stunde außerhalb zuständig war und wo ich sein Grab finden kann. Zoila versprach mir mich dort hinzuführen, aber zuerst durfte ich die hauseigene Kapelle betreten.
Mit Zoila verließ ich das Priesterwohnhaus.
An der Kirche vorbei gingen wir nochmal ins Schulgebäude.
Zoila zeigte mir noch mehr Räumlichkeiten der Schule. Im papiermäßig chaotisch aussehenden Kopierraum kramte sie in den Schränken, fand dort zwei Gebetsbücher und eine Postkarte, die Helmut gehörten, und schenkte mir diese. Vor dem Verlassen der Schule sagte sie einem Kollegen Bescheid, der auch Mathematiklehrer ist und mir einen herzlichen Händedruck gab. Und schon saßen wir im Taxi auf dem Weg zum Friedhof „Parque del Sur“. Dort gab es ein Bürohäuschen, in dem eine junge und schick angezogene Frau arbeitete und für uns in den Unterlagen nach dem genauen Ort des Grabes suchte. Mithilfe des Computers fand sie letztlich Helmuts Daten in einem riesigen von Hand geschriebenen Wälzer und führte uns über die grünen Wiesen zum Grabstein, auf dem die Namen drei weiterer Missionare standen. Die kleinen Grabsteine dieses Friedhofes waren horizontal in der Wiese verankert und bei manchen standen Blumentöpfe dabei. Außer grünen Wiesen gab es Bäume und ein paar kleine Denkmale. Zoila schlug vor, mit zudem das Schulgrundstück Fundo San José de Huaqui zu zeigen. Also fuhren wir zum anderen Ende aus der Stadt hinaus 10 km Richtung Norden. Auf der Fahrt erzählte mir Zoila, dass sie bis vor 15 Jahren Deutsch unterrichtete, dann aber zugunsten von mehr Englischstunden der Deutschunterricht komplett gestrichen wurde. Somit bekam sie andere Tätigkeiten an der Schule. Ich erfuhr auch, dass die Schüler von reicheren Familien aus der Umgebung kamen. An der Einfahrt zum Grundstück stand der freundliche Elías vor seinem Haus und ließ uns eintreten, während der Taxifahrer wartete. Auf dem Weg erklärte Zoila, dass die gesamte Schulgemeinschaft am Samstag vor der Karwoche hier zu einem gemeinsamen Kreuzweg herfährt. Es gab einen Hügel mit einem Kreuz drauf und eine Allee, die zu einer kirchlichen Grundschule (acht Jahre) mit Fußballplatz und Versammlungshaus führte.
Am Ende der Allee gab es auch ein Wohnhaus, aus dem sie den deutschen Padre Ernesto herausschrie, der Helmut ebenfalls kannte. Er erzählte, dass die Schule zwar in den letzten Jahren ein Defizit machte, aber Kindern aus ärmeren und schwierigeren Familienverhältnissen die Chance gab. Ich hätte auch noch einen Kaffee bekommen, aber Zoila musste zurück zur Schule und die liegen gebliebene Arbeit nachholen. Als wir mit dem Taxi wieder zur Schule zurückkamen, wurde mir bewusst, dass sie sich insgesamt drei Stunden für mich Zeit genommen hatte.
Hier standen ein Junge und ein Mädchen in den schönen Schul-T-Shirts.
Dann sagte uns der Pförtner, dass der Direktor, ohne dass ich wusste, wer das ist, mich für den nächsten Tag zum Mittagessen eingeladen hatte. Ich sollte also wieder kommen. Später wollte ich im Zentrum das Tucafe aufsuchen, das laut Padre Ernesto von einer Frau aus Helmuts und meiner Heimat betrieben wird. Dabei geriet ich in die kirchlich organisierte Demonstration gegen die Lockerung des in Chile sehr strengen Abtreibungsgesetzes. An einer Straßenecke sah ich einen jungen Mann und zwei Frauen mit einem kleinen Schild dafür. Die Demonstration lief friedlich ab: Die Polizei regelte den Verkehr und die Menschen liefen mit Plakaten und weißen und roten Luftballons koordiniert die Straßen entlang.
Es waren junge und alte Menschen, darunter ganze Familien und erstaunlich viele Frauen beteiligt. „Sí a la vida, no al aborto“ (Ja zum Leben, nein zur Abtreibung) wurde skandiert. Es gab ein Begleitfahrzeug mit Lautsprechern und eine Gruppe von Trommlern, die für eine Stimmung wie bei einem Samba-Festival sorgten. Am Ende strömten die Menschen in die Kathedrale, in der ein Gottesdienst stattfand.
Nun ging ich ins Tucafe und das Mädchen an der Kasse kümmerte sich um meine Belange. Die Besitzerin war nicht da, aber ich bekam ein Handy in die Hand, an dem sie sich meldete. Ich erzählte vom Grund meines Besuchs und sie sagte, dass sie aus Aitrach käme und für gewöhnlich in der zugehörigen Konditorei außerhalb der Stadt arbeitete. Auch ohne Begegnung blieb ich für einen Abendsnack und einen Cappuccino hier. Auf dem Rückweg hörte ich nochmal Trommeln, folgte ihnen und fand eine kleine Gruppe an einem städtischen See vor, auf der Straße gegenüber war ein Rummelplatz, sogar mit Riesenrad.
Nun war aber genug und ich zog mich in mein Zimmer zurück, um die vielen Eindrücke des Tages zu verarbeiten.
Do. 26.03.2015
Wie ausgemacht war ich um 12 am Schuleingang und durfte zum Priesterwohnhaus gehen, wo ich die Pater Ernesto, Andrzej und den jungen Conrad aus Indonesien traf. Koch René war schon vorbereitet, Andrzej über ließ mir den alten Platz von Helmut und dann lernte ich den gesprächigen Direktor, Pater Sergio kennen. Gemeinsam aßen wir Suppe, Huhn, Reis und Krautsalat. Mir wurde sogar Wein angeboten und als Nachtisch gab es typisch deutsch und zur Freude Ernestos Kartoffelpuffer mit Apfelmus. Nach dem Essen unterhielt ich mich noch länger mit Sergio über das Schulleben und er bot mir an, mich am Folgetag zum Fundo San José de Huaqui mitzunehmen, um mir noch mehr vom Land zu zeigen. Dann zeigte er mir auch die zeltförmige Schulkirche von innen.
Im riesigen Supermarkt war die Besonderheit, dass man an der Wurst- und Käsetheke eine Nummer ziehen musste. Bei Dunkelheit ging ich nochmal am Rummelplatz vorbei und im Fernsehen sah ich Bilder vom Hochwasser in der Atacama-Wüste.
Fr. 27.03.2015
Um 9 klingelte ich am Priesterwohnhaus, wo Pater Sergio schon bereit war und ich René und die Pater Andrzej und Conrad antraf. Mit seinem Pickup fuhren wir nach Huaqui und machten dort einen Spaziergang an wertvollen chilenischen Seifenrindenbäumen, australischem Eukalyptus und neuseeländischen Kiefern vorbei zu einem trüben See und zu einem neuerdings mit Algen bewachsenen See.
Leider mussten viele Bäume nach einem großen Waldbrand im letzten Jahr abgeholzt werden. Auch dieser Sommer war wieder trocken, in diesem Kalenderjahr hatte es noch gar nicht geregnet. Auf halbem Weg kamen Elías und der Deutsche Andreas, der ebenfalls auf dem Fundo arbeitet, mit einem Pickup hergefahren, um Pater Sergio für seine Arbeit in der Schule abzuholen. Andreas, der viele Jahre auf der Walz war und nun in Chile sesshaft geworden ist, spazierte mit mir zu einem von Schülern einer Forstschule gebauten Jägerstand.
Es war auch noch Zeit für eine abenteuerliche Pickup-Fahrt zum Fluss Huaqui.
Dann nahm ich das Angebot an, noch länger bei Andreas zu bleiben, und verabschiedete mich von Pater Sergio.
Nach einer Snack-Pause in der Küche in einem Schuppen war ich bei manchen Arbeiten dabei und wurde gleichzeitig noch mehr durchs 700 Hektar große Grundstück gefahren.
Beim Einsetzen von Markierungen für eine bevorstehende Hochspannungsleitung sangen wir spontan ”Heute hier, morgen dort“ im Beisein von Elías. Durch den Wald ging’s an weitere Stellen des Huaqui und zum See, den ich vom Jägerstand aus schon gesehen hatte. Es wuchsen Quitten, Äpfel, Hagebutten und Brombeeren und es gab Kühe sowie die Pferde des Nachbargrundstücks zu sehen. Für den bevorstehenden Kreuzweg arbeitete Andreas noch mit zwei weiteren Arbeitern zusammen: Es mussten Halogenstrahler angebracht werden und echte Lanzen gebastelt werden. Hierbei arbeiteten die vier stressfrei und gemeinschaftlich zusammen. Dann brachte Andreas mich zum Busbahnhof, half mir beim Ticketkauf und zum Abschluss gingen wir ins Tucafe.
Ich schlenderte durch die Stadt, betrachtete von der geöffneten Stadiontribüne den Sonnenuntergang und ging in das Bar-Restaurant Bukatti. Anschließend ging ich ein drittes und letztes Mal in den Mini-Laden um die Ecke. Der Besitzer Francisco freute sich über seinen deutschen Kunden, schrieb mir seine Telefonnummer auf und umarmte mich zum Abschied.
Sa. 28.03.2015
Die Dame des Hostels, die von meiner erfolgreichen Suche nach Helmuts Spuren mitbekommen hatte, verabschiedete mich mit einem Küsschen und ich trat den langen Marsch in der Hitze zum Busbahnhof an, wo ich in meinen leicht verspäteten Bus nach Valdivia stieg.
Fr. 20.03.2015
Draußen wurde es dunkel und wieder hell, also begann gefühlsmäßig ein neuer Tag. Weil wir aber über die Datumsgrenze geflogen waren, war immer noch der 20. März. Diese „Nacht“ war außerordentlich kurz und ich schlief kaum, sondern schaute die Filme The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy sowie The Theory of Everything und hörte länger nicht mehr gehörte Lieder z.B. von den Cranberries. Am Morgen hatten wir dann 8 Stunden verloren bzw. 16 Stunden gewonnen. Der Pazifik war fast überquert und Südamerika nicht mehr weit.
Über die Berge nordwestlich von Santiago näherten wir uns dem Ziel.
Vom Flughafen kam ich mit dem Shuttlebus ins Zentrum und kam zu Fuß zur Haltestelle La Moneda mit einer riesigen chilenischen Flagge an einem hohen Fahnenmasten, denn der gleichnamige Präsidentenpalast war nebenan. Mit meinem bisschen Spanisch erstand ich ein U-Bahn-Ticket und war schnell im von Eva in Auckland vorgeschlagenen Hostel Terra Extremus. Der Rezeptionist Gastón füllte die Papiere für mich aus und ich bekam ein Bett im 9er-Schlafraum mit je drei Betten übereinander. Nun versorgte ich mich mit einem Wörterbuch und einem Vorhängeschloss. Zum Adapter meinte der Verkäufer ganz ehrlich „no necesitas“. Auf der Plaza de Armas spielte eine riesige Combo und manche Leute tanzten.
Ein Mann tanzte vor der Bühne voller Freude und kassierte zwischenzeitlich mehr Trinkgeld als die Musiker. In einem kleinen, aber guten Internetcafé lud ich Bilder hoch. Auf dem Weg zum Hügel Cerro Santa Lucía sprachen mich ein Mann und eine Frau an und wollten Geld für ihren Kampf für eine bessere Bildungspolitik, so weit ich das verstand. In den grünen Wiesen lagen Liebespaare und genossen die Zeit zu zweit. Von der kleinen Burg auf dem Hügel konnte ich das Viertel Barrio Bellavista, den größeren Cerro San Cristóbal, die Hochhäuser des Zentrums und die angrenzenden Berge sehen.
Auf der Straße kaufte ich von einem jungen Mann eine Empanada, eine landestypische gefüllte Teigtasche. Im Hostel traf ich den Brasilianer André, der mir beim Kurzeinkauf Tipps zur Stadt gab. Den Abend zog ich nicht mit ihm los, denn ich war froh, dass ich an dem für mich 40 Stunden dauernden 20. März bis 23 Uhr wach blieb, um einen Jetlag zu verhindern.
Sa. 21.03.2015
Erst am Nachmittag stand ich auf, so wie diejenigen, die in der Nacht zuvor das Partyleben genossen. Putzfrau Lucy musste so einige um 12 Uhr zum Checkout aus den Betten holen. Hier gingen die Uhren definitiv anders als in Neuseeland. Ich lernte den Chilenen Francisco kennen, der mir sofort einen kurzen Film über seine Heimatstadt Valdivia zeigte. Im Hostel schrieb ich zu laufender Jazzmusik am Blog. Zum Abendessen ging ich über die Brücke des Río Mapocho ins Viertel Barrio Bellavista. Besonders die Straße Pío Nono war voller Menschen, die in den Restaurants am Straßenrand saßen oder dort musizierten.
Im Hostel schloss ich mich Francisco und André an. Wir trafen Yasna, eine Freundin von Francisco, und begrüßten sie auf chilenische Art mit einem Küsschen. Zuerst gingen wir in eine Kneipe in der Pío Nono, wo es die für Chile typischen 1-Liter-Bierflaschen mit Schraubverschluss gab. Später gingen wir in die Disco La Barra Club um die Ecke und ich lernte von den dreien, wie man sich zu lateinamerikanischen Rhythmen bewegt.
So. 22.03.2015
Nun wurden André und Francisco zum Checkout aus den Betten geholt und ich ging mit ihnen zum Abschied zum Riesen-Sandwich-Essen beim Restaurant um die Ecke. Während im Hostel wegen des im Fernsehen laufenden Fußballspiels zwischen Barcelona und Real die Hölle los war, skypte ich unter erschwerten Bedingungen mit meinen Eltern. Erst am Abend ging ich wieder raus zur nahe gelegenen Plaza Italia und ins Barrio Bellavista zu Füßen der Seilbahn auf den Cerro San Cristóbal.
Im Hostelfernseher lief „Der Hobbit I“ auf spanisch und bei der Szene, wie Bilbo durch Hobbiton hüpft, konnte ich viel Bekanntes vom am Mittwoch besuchten Filmset sehen.
Mo. 23.03.2015
Bei Bewölkung ließ ich die Fahrt auf den Cerro San Cristóbal sein. Dafür konnte ich am Busbahnhof leicht ein Ticket für die Weiterfahrt nach Los Ángeles kaufen und mich dann ins Stadtleben begeben. Es gab Schuhputzer mit Podest für die Kunden.
Der Präsidentenpalast La Moneda war von Militärs bewacht.
Ein junger Mann ließ eine Skelett-Marionette zu Michael Jacksons Black or White auf gute und lustige Weise tanzen, so dass die Umstehenden alle angetan schauten. Und auch der Tänzer vom Freitag war wieder da und brachte sich in Stimmung.
In einem anderen Internetcafé war ich beim Hochladen meiner Bilder nicht ganz so erfolgreich und ging bei Dämmerung über das Museo de Bellas Artes zum Hostel zurück.
Ich hatte mit dem Tag schon abgeschlossen, aber gegen Mitternacht ergab sich plötzlich noch eine nette Runde um die allseits beliebten Norwegerinnen Maja und Iselin mit den Rezeptionisten Bruno aus Rio und Rufo sowie Fernando und drei jungen Argentiniern, von denen einer Santiago hieß.
Rufo und Fernando waren ordentlich eingeschnappt, als sich Maja und Iselin trotz aller Überredungskünste gegen das Ausgehen mit ihnen entschieden.
Di. 24.03.2015
Bruno verabschiedete mich mit einem Zitat in meinem Büchlein. Am Busbahnhof stieg ich in einen bequemen Bus mit einem freundlichen Busbegleiter, von dem es sogar einen Snack gab. Auf der Fahrt regnete es zwischendurch in Chillán, unweit von Los Ángeles.