So. 22.02.2015
Das erste Auto hielt an. Es war zu meiner Verwunderung eine chinesische Urlauberfamilie, die meine Strecke fuhr und mich auf dem Beifahrersitz Platz nehmen ließ. Die Mutter saß mit dem Sohn hinten und der Vater erzählte, dass er als Ingenieur bei BMW in Peking arbeite. Er kommt von einem kleinen Dorf in der Inneren Mongolei und hat in Harbin studiert. Der Sohn war gut erzogen und bot mir Kekse, eine Banane und später Wasser an. In Omarama machte die Familie eine Mittagspause und ich futterte mein Proviant auf. Damit, dass ich so schnell vorankomme, hatte ich nicht gerechnet: 0 Minuten Wartezeit bei einmal erhobenem Daumen, rekordverdächtig! Die letzten 30 km bis Twizel vergingen schnell und ich schenkte dem großzügigen Jungen wenigstens einen Goldberg-Bleistift, mehr hätten die Eltern auch nicht angenommen. Ich war sehr zufrieden mit dieser positiven Erfahrung mit Repräsentanten der nicht immer ganz beliebten chinesischen Touristen. Zudem war ich bereits am frühen Nachmittag in der aus mehreren Blöcken bestehenden High Country Lodge and Backpackers, wo ich ein 3er-Zimmer für mich alleine bekam. Hier wollte ich mich mit Gregor wieder treffen und schaute nach einer Ruhepause mal zur Rezeption. Er stand auf dem Parkplatz und unterhielt sich mit zwei Mädels. Gerade eben hatte er zufällig die Vietnamesin Trang, die er vom Couchsurfing kannte, wiedergetroffen. Diese war nun mit ihrer amerikanischen Freundin Whitney und Mietauto unterwegs. So taten wir uns zusammen und Gregor fuhr uns zum nahe gelegenen Lake Pukaki. Dessen Wasser hatte ein unfassbares intensives Blau und im Hintergrund, leider leicht von Wolken bedeckt, konnte man die verschneiten Berge der Neuseeländischen Alpen mit der höchsten Spitze, dem 3724 m hohen Mount Cook, sehen.
Wir fuhren noch ein Stück um den See und genossen am steinigen Südostufer den sonnigen Abend, bevor wir im Supermarkt Kleinigkeiten fürs gemeinsame Abendessen holten. Hierbei schauten wir auf Landkarten nach, wer wo herkommt und ich brachte auch meine Deutschland-Karte ins Spiel. Für die Nacht hatte Gregor Sterne schauen auf dem Plan, also informierte ich mich über den Sternenhimmel der Südhalbkugel und das Kreuz des Südens. Als wir uns um 23 Uhr trafen, war kein Wölkchen am Himmel. Es schlossen sich noch ein Neuseeland-Chinese und drei weitere junge Chinesen an und wir fuhren zur gleichen steinigen Stelle am Lake Pukaki wie wenige Stunden zuvor. Die Milchstraße zog sich unglaublich hell über den kompletten Himmel und nah am Horizont war auch das Kreuz des Südens zu sehen.
Es gab auch Sternschnuppen zu beobachten, wobei ich während des Fotografierens mithilfe des Stativs eines der Chinesen die schönste mit einem roten Schweif verpasste. Obwohl es kalt war, lagen wir auf den Steinen und genossen die Sterne. Trang, die tropische Nächte gewöhnt ist, war in voller Wintermontur. Zufrieden fuhren wir zurück und Gregor trank mit mir noch ein Bier in meinem quasi Einzelzimmer mit Kühlschrank.
Mo. 23.02.2015
Zu meiner Verwunderung war es am frühen Morgen komplett bewölkt. Da hatten wir beim Sterne schauen Glück! Ich skypte mit meinen Eltern und in der Küche trafen wir vier nochmal zusammen. Ich freute mich zum Abschied über Whitneys und Trangs Einträge in mein Büchlein. Wie ausgemacht durfte ich jetzt mit Gregor nach Christchurch fahren. Am Lake Tekapo, der bei aufklarendem Himmel ähnlich intensiv blau wie der Lake Pukaki war, machten wir einen Halt.
Danach fuhren wir abgesehen von einem Tankstopp über das Flachland durch bis Christchurch.
Mi. 18.02.2015
An diesem 7000-Einwohner-Städtchen angekommen sah ich sofort auf den Lake Wanaka und die schöne bergige Umgebung.
In der großen Unterkunft Base Wanaka lernte ich nach und nach die Amerikanerinnen Caroline und Julie sowie den Österreicher Gregor kennen. Der sagte, dass insbesondere wegen des chinesischen Neujahrsfestes und vieler urlaubender Chinesen die Unterkünfte in dieser Woche so knapp wären. Zudem bot er mir an, mit seinem Mietauto in wenigen Tagen einen Teil mitzureisen. So buchte ich dieselben Unterkünfte für Sonntag bis Dienstag, in denen ich glücklicherweise noch ein Bett bekam. Für eine größere Wanderung war es arg spät ich ging am Abend nur noch am See entlang.
Leider fand ich Gregor später in Fitzpatrick’s Irish Pub nicht, obwohl er mit dem Kölner Sebastian, der im Hostel das Bett über mir hatte, dort war. So hatte ich immerhin einen gesünderen Abend und eine längere Nacht.
Do. 19.02.2015
Ich verabschiedete mich von Sebastian und vorerst auch von Gregor und zog ins nahe gelegene Holly’s Backpackers um. In dieser kleinen Unterkunft wurde ich vom draußen sitzenden Rezeptionisten Sorren begrüßt und fühlte mich sofort wohl. Da in Holly’s Backpackers am Samstag noch ein Bett frei war und ich, wenn auch umständlich, meine Internetbuchung im Base Wanaka kostenlos stornieren konnte, freute ich mich in dieser schönen Unterkunft eine weitere Nacht verbringen zu können. Hier packte ich zur Mittagszeit mein Frühstück aus und unterhielt mich mit einem jungen Paar aus Ingolstadt. Ich wollte an diesem vorhergesagten Regentag den großen Rückstand an meinem Blog verringern, aber viel Regen kam nicht und die Wolken verzogen sich immer mehr. So ließ ich mir um 6 von Sorren den Tipp geben, die zweistündige Wanderung auf den Mount Iron zu machen. Nach einem halbstündigen Marsch aus dem Ort und einem halbstündigen Anstieg auf den bügeleisenförmigen Berg hatte ich eine wunderbare Rundumsicht um den Lake Wanaka.
Sogar den Lake Hawea konnte ich am Rande der Berge erblicken.
Einer chinesischen Familie wünschte ich auf dem Berg ein frohes neues Jahr und nahm dann den Abstieg auf der schattigen Seite nach unten, wo ich letztlich bei der Touristenattraktion Puzzling World rauskam und die dortigen bunten und schiefen Türmchen bewunderte. Im Hostel wollte ein israelisches Mädchen den ersten Herr-der-Ringe-Film anschauen und die alte Videokassette ließ uns auch nicht im Stich. Ich schrieb nebenher an meinem Blog und schaute besonders auf die neuseeländische Landschaft im Film.
Fr. 20.02.2015
Ich durfte nach dem Auschecken noch im Hostel bleiben und so frühstückte ich fertig und schrieb eine ganze Menge Mails. Dann zog ich ins Matterhorn South eine Straße weiter um und machte mich auf den Weg zum Roys Peak. Den 6-km-Marsch auf der Straße aus Wanaka raus wollte ich umgehen, aber so auf die Schnelle nahm mich keiner per Anhalter mit, also ging ich doch zu Fuß. Beim Einstieg zeigte mir eine Frau Fotos von dort oben, auch vom Blick Richtung Nordwesten zu den verschneiten Bergen um den Mount Aspiring. Davon angetrieben ging ich sehr schnell den steilen Zickzack-Weg nach oben und konnte erleben, wie ich mich nach und nach über den Lake Wanaka erhob. Ich holte einen Wanderer ein, entschied mich dann aus Zeitmangel gegen den langen Weg rüber zum Roys Peak und ging ohne Wanderweg steil nach oben. Mit der Sonne im Rücken war es eine wunderbare Sicht auf den Lake Wanaka.
Leider wurde es immer schwieriger nach oben zu kommen. Also entschied ich mich um den Berg zu gehen und bekam dadurch noch mehr vom Lake Wanaka zu sehen.
Irgendwann gab ich auf, die vielen verschneiten Berge zu sehen, denn es war nicht ganz ungefährlich abseits des Weges. Ich begnügte mich mit dem Blick nach Norden.
Konzentriert musste ich mich durch das Gestrüpp und kleine Felsen nach unten kämpfen. Als ich hinter kleinen Bäumen plötzlich wieder auf dem Weg gesprungen kam, wunderten sich zwei deutsche Wandererinnen. Zurück auf der Straße ging ich einen knappen Kilometer Richtung Wanaka und entdeckte dann den Millennium Track, der in 6,5 km an Schafherden vorbei und entlang des Ufers zum Zentrum führte.
Früh genug zum Einkaufen und zu einer wohlverdienten Holzofenpizza bei Francesca’s draußen neben einem Minigolfplatz war ich wieder zurück. Im Hostel saß ich lange bei Dunkelheit draußen und schrieb an meinem Blog.
Sa. 21.02.2015
Ich zog bei Matterhorn South aus und verabschiedete mich von der jungen Chefin, die gerade ihren kleinen Sohn auf dem Arm hatte. Es war zwar wolkig, dennoch setzte ich mich zunächst ans Seeufer und schrieb wieder, bevor ich zurück in Holly’s Backpackers zog. Dort schaute ich mit dem koreanisch-japanischen Pärchen, das ich schon kannte, den zweiten Herr-der-Ringe-Film zu Ende und stellte fest, dass sich die Landschaft im Film und die beim Blick aus dem Fenster zeitweise sehr ähnelten. So war ich nun motiviert, den dritten Hobbit-Film im hiesigen Cinema Paradiso, das einen so guten Ruf hat, anzuschauen. Ich holte mir die bisherige Handlung per Internet wieder ins Gedächtnis und verbrachte den Nachmittag im Kino. Als Vorspann kam ein kurzer Film über die Dreharbeiten des Hobbit, an dessen Ende sich die Filmcrew sehr bei Neuseeland und den Neuseeländern bedankte.
In der Pause gönnte ich mir von den berühmten selbst gemachten Riesenkeksen einen aus Schokolade. Beim Abendessen saß ich mit Fabienne aus Regensburg und einem deutschen Helfer des Triathlon-Wochenendes zusammen. Die Videokassette des ausgewählten Abendfilms wollte irgendwann nicht mehr, was niemanden wirklich störte.
So. 22.02.2015
Bei wunderschönem Wetter verließ ich Holly’s Backpackers und schaute kurz an den See und ins Zentrum zum bereits laufenden Triathlon-Wettbewerb. Auf ein teures Busticket hatte ich verzichtet und ging zur Straße 6 Richtung Osten, musste aber mit Erschrecken feststellen, dass die Radfahrer des Triathlon-Wettbewerbs auch hier entlangfuhren. Wer sollte hier vorbeikommen und mich mitnehmen? Als ich die Straße vor einem Auto überquerte, hielt dieses ungefragt an und der einheimische Rentner, der seinen Hund auf dem Vordersitz hatte, nahm mich bis zur nächsten größeren Abzweigung mit. Ich befand mich immer noch auf der Radstrecke und der Rentner sagte mir noch, dass ich hinter der Brücke über den Clutha River weitertrampen sollte.
Um die Brücke waren freiwillige Helfer und ein Mann mit fliegender Kamera, die mich als typischen Backpacker einfing. Vielleicht kam ich ja im regionalen Fernsehen. Zum Glück war die Straße 8A nach Tarras nicht gesperrt, so konnte ich auf vorbeifahrende Autos warten.
Mo. 16.02.2015
Vom Bus wurde ich mit der Neuseeland-Niederländerin Lisa als Letzter ausgeladen und Lisa nahm mich mit zur Pinewood Lodge, meiner glücklich gefundenen Unterkunft, in der auch sie untergebracht war. Wir trafen sogar noch eine deutsche Rezeptionistin an. Ich ging zwar in den nahe gelegenen Supermarkt, hatte aber keine Lust zu kochen, sondern ging zum 24-Stunden-McDonald’s, in dem ich beinahe meine Nacht verbracht hätte. Dort stellte ich fest, dass der große Bereich für Kunden nicht zugänglich war. Es war ein Gitter davor, durch das nur der Verkäufer ging, um das bestellte Essen zu holen. Im Internet gab es keine bezahlbaren Unterkünfte für den darauffolgenden Tag, ich musste also auf Stornierungen hoffen.
Di. 17.02.2015
Sehr unruhig wachte ich um 7 Uhr auf und fragte direkt nach Öffnung der Rezeption um halb 8 erfolglos nach einer Stornierung. Ich sollte es beim i-SITE versuchen. Um 8 war ich dort. Da ich bis zur Öffnung um halb 9 warten musste, ging ich durch den Ort.
Vielleicht musste ich dem Hafen in Queenstown schon heute den Rücken kehren, es war alles möglich.
Beim i-SITE konnte mir die junge Chinesin auch nicht weiterhelfen. Ich bekam eine Liste der Backpacker-Unterkünfte und sollte um 10 Uhr mein Glück nochmal versuchen. Zurück in der Pinewood Lodge versuchte ich, durch Telefonate und Internetbuchungen wenigstens an den darauffolgenden Tagen in Wanaka eine Unterkunft zu bekommen. Eigentlich wäre ich gerne mal ein paar Tage in einer Unterkunft zur Ruhe gekommen. Aber unter diesen Umständen war ich schon froh, dass es mir gelungen war, vier Nächte in verschiedenen Unterkünften zu buchen. Für diese Nacht gab es in Queenstown und Umgebung nichts Bezahlbares, eine Unterkunft für umgerechnet 225 Euro war die billigste.
Die „Es geht immer irgendwie weiter“-Einstellung wich einer leichten Verzweiflung. Beim Auschecken gab es auch in der Pinewood Lodge kein Bett, aber ich blieb noch ein wenig um im Internet erfolglos zu suchen. Als ich eine halbe Stunde später die Unterkunft verlassen wollte, fragte ich ein letztes Mal nach und in diesem letzten Moment gab es eine Stornierung. So konnte ich in der Tat eine weitere Nacht in der Pinewood Lodge und in Queenstown bleiben. Ich hing lange im schönen Außengelände der Unterkunft rum und wollte um 14 Uhr im neuen Zimmer einchecken. Da dieses noch nicht fertig war, setzte ich mich an den Rechner und schaute nach Busverbindungen für die weitere Reise. Auch hier waren meist die günstigen Angebote bereits weg. Dann bezog ich mein neues Zimmer und wollte gar nichts mehr dem Zufall überlassen. So buchte ich telefonisch eine teure Busfahrt nach Wanaka am Folgetag. Für den Rest des Tages hatte ich eine kleine Wanderung vor, ging letztlich aber nur durch Queenstown und verharrte am Ufer des Lake Wakatipu.
All die Fun-Sport-Angebote wie Fallschirm- oder Bungeespringen, für die Queenstown bekannt ist, verschmähte ich, das war nichts für mich. Bei einer 5-$-Pizza konnte ich nicht nein sagen und ich kaufte zudem Bier für den Abend. In meinem Schlafraum traf ich die Engländerin Carly und die Niederländerin Susanne, die vor hat nach Neuseeland auszuwandern. Im Fernseher lief Family Guy und später der 1999er-Teenie-Film Drive Me Crazy mit Melissa Joan Hart, aber da unterhielt ich mich dann schon mit Susanne und schenkte ihr ein Bier. So hatte ich doch mal wieder einen schönen Abend mit einer angenehmen Unterhaltung und Susanne schrieb noch nette Worte in mein Büchlein.
Mi. 18.02.2015
Ich hielt mich nach dem Auschecken im Gemeinschaftsbereich auf und lud am Rechner viele Neuseeland-Bilder hoch. So konnte ich mich auch von Susanne verabschieden. Im Zentrum stieg ich in den Bus mit Anhänger, der den kürzesten Weg entlang einer wunderschön bergigen Landschaft über die Crown Range nach Wanaka fuhr.
Fr. 13.02.2015
Der Busfahrer erzählte auf dem Weg einiges zu den Ortschaften und zur Umgebung, zum Beispiel war hier ein Herr-der-Ringe-Drehort. Zwischen Lumsden und Te Anau wurde die Landschaft besonders schön.
Vom Zentrum in Te Anau fand ich zu Fuß die außerhalb schön auf dem Land gelegene Unterkunft Bob and Maxine’s Backpackers. Da ich niemanden antraf, machte ich mir in der Küche Spaghetti, wo Bob mich dann aufspürte. Beim Einchecken bekam ich von Maxine Süßigkeiten angeboten. Im Zimmer traf ich den Ulmer Severin, der den Kepler Track, eine drei- bis viertägige Rundwanderung gerade in zwei Tagen hinter sich gebracht hatte und mir ein paar Tipps zu dieser Ecke Neuseelands gab.
Sa. 14.02.2015
Ich zog in den Schlafraum ein Zimmer weiter, frühstückte gemütlich und Bob legte mir Die Zeit vom 5. Februar hin mit einem interessanten Titelbericht zum deutschen Mittelstand. Dann fuhr ich mit einem von Bobs kostenlosen Fahrrädern in den Ort, fand in der zweiten angesteuerten Unterkunft bei einer freundlichen Rezeptionistin einen Platz für meine dritte Nacht in Te Anau und buchte wie Severin ein paar Tage zuvor eine Tour zu den Fjorden. Erst später ging ich zu Fuß den kürzesten Weg zum See und am Ufer entlang Richtung Ort.
Mir kamen fröhliche Leute entgegen, die das meist heitere Wetter genossen. Ich hatte keinen guten Tag und holte in der Apotheke Halstabletten, der Schnupfen musste so irgendwie weggehen. Als ich wieder in der Unterkunft war, entschied ich mich doch für Bier an diesem Abend. Ich schwang mich versehentlich ohne Helm aufs Fahrrad und holte einen Sixpack Krombacher, das mit Abstand günstigste Bier, das ich fand. Im schönen Gemeinschaftsraum saß ich erst an der Glasfront mit Blick auf den leider wolkigen Abendhimmel und später am warmen Kaminofen, den ein Couchübernachter angeheizt hatte, und schrieb E-Mails. Als ich mein letztes Bier trank, kamen zwei Damen aus Bad Tölz hereingeschlichen und öffneten zwei Radler. Sie haben jetzt erwachsene Töchter und machen eine erste gemeinsame Reise, und eben kamen sie von der Glühwurmhöhle hier in der Nähe.
So. 15.02.2015
Ich zog aus meinem Zimmer aus und frühstückte üppig, allerdings sahen sowohl Bob als auch Maxine mich nach dem Checkout um 10 Uhr nicht mehr so gerne und sagten mir dies auch. Zwei australische Urlauberinnen fuhren mich mit ihrem Mietauto zum Steamboat Beach Backpackers, das auch ein großes Hotel mit Campingplatz war. Für die gut 1000 Höhenmeter zum Mount Luxmore, einem Teil des Kepler Tracks, fühlte ich mich nicht in der Lage, so wanderte ich nur am See entlang.
In einer guten Stunde war ich beim Einstieg des Kepler Track.
Dort legte ich mich bei warmem Sonnenschein in die Wiese und bat später französische Wanderer um ein Foto.
Auf dem Rückweg wurde das Licht immer schöner.
In der Hostelküche machte ich mal wieder Nudeln mit Thunfisch. Mit einer weiteren Unterkunft sah es schwierig aus, denn die Telefonate mit allen acht Unterkünften meines Heftchens von BBH (Budget Backpacker Hostels) in Queenstown waren erfolglos, alles ausgebucht! Dann schrieb ich an meinem Blog.
Mo. 16.02.2015
Ich stand extra früh auf, um vor der Tour zu frühstücken und insbesondere bei den acht BBH-Unterkünften nach Stornierungen und doch noch einem freien Bett zu fragen, leider nichts. Ein Rezeptionist ermunterte mich mit den Worten „Keep going“. Zwischenzeitlich checkte ich aus und auf dem Bänkchen vor der Rezeption sitzend lief das einstündige freie Internet aus, als ich im Begriff war, doch noch eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Mich im 24 Stunden geöffneten McDonald’s in Queenstown über die Nacht aufzuhalten, wie Severin es vor hatte, war für mich mit noch nicht auskurierter Erkältung keine Option. So kaufte ich an der Rezeption einen Internetzugang und die zwei lieben osteuropäischen Mädchen halfen mir, als es erst nicht funktionierte. Tatsächlich konnte ich das einzige bezahlbare Bett im ganzen Ort buchen und war für die späte Ankunft in Queenstown auf der sicheren Seite, was sehr beruhigend war. Ich hetzte zum Supermarkt und holte Wasser, Obst und Thunfisch, wovon ich mich während der Tour ernähren wollte. Der freundliche französische Busfahrer lud meinen großen Rucksack ein, gab aber den Insassen, die allesamt aus Queenstown hergefahren waren, freie Zeit in Te Anau. So setzte ich mich ein letztes Mal an den See und den Hafen, während einer der vielen deutschen Work-and-holiday-Touristen mit einem Freund telefonierte und von der Schwierigkeit des Trampens an manchen Orten sprach. Der Busfahrer erzählte viel zur Landschaft und hielt auch an den schönen Orten: auf den grünen Wiesen des Elington Valley mit verschneiten Bergen im Hintergrund, bei den Mirror Lakes, an einem klaren Bach zum Wasser auffüllen und vor dem dunklen, knapp 1,3 km langen und 10% steilen Homer-Tunnel. Hier standen wir vor Gletschern und einer massiven Steinwand, durch die der Tunnel führte. Auch dahinter ging es zum nah gelegenen Fjord bei Milford Sound steil bergab. Schon hier war der Anblick wunderschön, aber ich hatte noch eine Bootstour entlang des Fjords zur offenen Tasmansee gebucht. Kein Regen oder sogar Sonnenschein ist hier eine Seltenheit, aber bei diesem Wetter die Tour ein Traum. Zuerst zeigten sich hohe, verschneite Berge, dann die offene See, auf Steinen sonnten sich Seehunde und an den größten der zahlreichen Wasserfälle fuhr der Kapitän mit Freuden hin und machte so manche Touristen nass. Kurz vor Ende machten eine deutsche Urlauberin und Geologie-Doktorandin und ich gegenseitig Fotos voneinander.
Schnell waren wir wieder in Bus, in dem der Busfahrer bis Te Anau Jazzmusik laufen ließ. Beim Stopp am Souvenirladen in Te Anau musste ich mit meiner Unterkunft meine Ankunft nach Rezeptionsschließung am Telefon klären. Dann lief im Bus der Film The World’s Fastest Indian über den neuseeländischen Motorrad-Geschwindigkeitsrekordhalter Burt Munro mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle. Währenddessen erreichten wir den Lake Wakatipu und ich bekam einen ersten Eindruck von der schönen Landschaft um Queenstown. Pünktlich zum Filmende kamen wir im Ort an.
So. 08.02.2015
Im Flugzeug holte ich Schlaf nach und nach dreieinhalb Stunden plus drei Stunden Zeitverschiebung landete ich im von grün-gelben Hügeln umgebenen Dunedin. Bei der Einreise war die Dame nicht erfreut, als ich erst mein Tablet hochfahren musste, um zu beweisen, dass ich einen Flug aus Neuseeland weg hatte, bekam dann aber den Visumsstempel. Ein Shuttle mit Anhänger brachte mich zum Manor House Backpackers, wo ich im Nebengabäude im 12er-Zimmer mit Sesseln und Tisch eincheckte. Auf dem Weg zum Supermarkt erblickte ich die presbyterianische First Church. Der Einkauf ging ewig, weil es wie in Australien die hohen Preise zu vergleichen galt. Es lief auf immer öfter Pasta mit Thunfisch hinaus und zu meiner Enttäuschung musste ich feststellten, dass die Kiwis aus Italien waren, weil nicht Saison war.
Mo. 09.02.2015
Bei Regen skypte ich nach Hause und legte mich nochmal hin. Dann ging ich zum Touristenbüro i-SITE um weitere Informationen zu sammeln. Ich stellte fest, dass man hier auch bei trocken angekündigtem Wetter eine Regenjacke dabei hat, denn es gab zwei Platzregen. Dennoch schaute ich mir das Rathaus und die Bars und Restaurants um das Octagon im Zentrum an. Im Hostel wusste ich all die gesammelten Informationen noch nicht entschieden zu einem Verlaufsplan umzumünzen.
Di. 10.02.2015
Mietauto, Weiterfahrt mit dem Bus, nächste Übernachtung, nun machte ich alles fix. Nur mein ehrgeiziger Plan, nette Leute zu finden, mit denen ich zu meinem Geburtstag bei ein paar Bierchen grillen wollte, ging bisher nicht auf. Draußen war an diesem sonnigen Tag sogar der Blick auf das Steamer Basin im industriellen Otago Harbour schön.
Beim Busunternehmen Intercity holte ich ein Ticket für die Weiterfahrt aus Dunedin und im Zentrum druckte ich meine Mietwagenbestätigung aus. Dann endlich konnte meine Tour zum 676 Meter hohen Mount Cargill beginnen. Ein Stadtbus fuhr mich zur Endstation Pine Hill und der Busfahrer meinte, dass es noch ein langer Weg wäre. Ich sah erste Schafe und Kühe in grüner Umgebung, so wie man sich Neuseeland vorstellt. Die kerzengerade Straße ging in einen Feldweg über und bald konnte ich bis zum Meeresufer blicken. Bis zum mit Satellitenschüsseln vollgehängten Turm am Gipfel schlängelte sich die Straße nochmal. Oben traf ich den deutschen Paraglider Jörg, der auf schwächeren Wind wartete und Zeit hatte mich zu fotografieren.
Auf seinen Vorschlag nahm ich den Abstieg auf der anderen Seite durch den Wald. Dieser war unter anderem mit Farnbäumen dicht bewachsen und somit recht dunkel. Am Ende landete ich im Flusstal und in Bethunes Gully, auf dessen Wiese ein paar Jungs grillten und mit einem Rugbyball spielten. Wenig später begegnete mir Jörg, der also geflogen war und zurück zu seinem geparkten Auto ging. Auf der wenig befahrenen North Road trampte ich und am Ende nahm Jörg mich nah ans Zentrum mit und so kam ich nochmal am Rathaus vorbei.
Zurück im Hostel schaute ich in unserem Nebengebäude fern ohne jemanden zum Feiern für den nächsten Tag zu finden. Am Rechner im Hauptgebäude lud ich Bilder hoch und betrachtete die Wettervorhersage.
Mi. 11.02.2015
Entgegen der Wettervorhersage zeigte sich die Sonne nicht, so konnte ich getrost lange im Bett liegen bleiben und üppig frühstücken. Den neuen Plan, an den Strand in St. Kilda zu fahren, verschob ich auf den nächsten Tag, und so ging ich spät überhaupt noch außer Haus ins Zentrum.
Im Hostel setzte ich mich in den großen Gemeinschaftsraum und las erste Geburtstagsglückwünsche. Plötzlich schob die Rezeptionistin eine DVD ein, es war Videoabend! Die Komödie The 40 Year Old Virgin mit Steve Carell und Leslie Mann war unterhaltsam und leicht zu verstehen. Zwischendrin hielt ich in der Küche Ausschau nach Interessenten auf meine Nachricht, am Folgetag mit mir in die Catlins zu fahren. Es meldete sich aber keiner, als ich meine Gemüsepfanne köchelte. Am Ende des Films tanzte die Filmcrew zum Lied Aquarius, ein vergnüglicher Abschluss des Tages.
Do. 12.02.2015
An diesem langen Tag frühstückte ich, schmierte Brote für den Tag, hielt das Geburtstagstelefonat mit meinen Eltern und war um 10 Uhr bei der Autovermietung, wo ich einen Toyota Yaris bekam. Zunächst fuhr ich an den St. Kilda Beach, der unter dem wolkenverhangenen Himmel grau erschien. Im nächsten größeren Ort Milton nahm ich zwei junge kostümierte Anhalter mit. Der Junge mit dem Haikostüm erzählte, dass er in vier Tagen durch Neuseeland von Nord nach Süd trampte und ich sein 24. Fahrer wäre. Leider trennten sich unsere Wege im gut 20 km entfernten Balclutha wieder.
Langsam klarte der Himmel auf. Kurz vor dem Ort Owaka entschied ich mich im letzten Moment, doch schon gleich das nahe gelegene Pazifikufer anzusteuern. Wenig später hielt ein junges Paar im letzten Moment den Daumen hoch, es waren die Deutschen Dominik und Michelle. Wir beschlossen, den Tag zusammen die Catlins abzuklappern. So erreichten wir zunächst den Kaka Point.
Auf der Weiterfahrt zum Nugget Point zeigte sich ein Seelöwe eingegraben im Sand. Nach kurzem Fußmarsch waren wir beim kleinen Leuchtturm und den etwas an die 12 Apostles erinnernden Nuggets.
An der Surat Bay bekamen wir leider keine Seelöwen zu sehen.
Die schöne Fahrt ging über den Tahakopa River zum Florence Hill Lookout, von dem man auf zwei Buchten und eine Halbinsel sehen konnte. Spektakulär war der gleichzeitige Anblick von Schafen und Kühen auf grünen Wiesen.
In alle Richtungen gab’s etwas zu sehen und es war unser Lieblingsort.
Weiter ging’s zu den Cathedral Caves. Auf dem Weg ans Ufer ging’s bergab durch dichten Wald.
Gerade noch rechtzeitig vor der Flut kamen wir in beide Höhlen direkt am sandigen Ufer, wobei ich einen ordentlichen Schwall Wasser in meine Schuhe bekam.
Um halb 7 erreichten wir unser am weitesten entferntes Ziel, den Slope Point. Hier weideten Schafe direkt am Pazifikufer.
Der Slope Point ist die südlichste Stelle des neuseeländischen Festlandes.
Sehr beeindruckend waren dort die Windswept Trees, die vom Wind gepeitschten Bäume mit Föhnfrisuren.
Bei der Curio Bay gab es die Petrified Trees, Steine, die noch Baumstruktur haben, und unter vielen wartenden Touristen zeigte sich ein Gelbaugenpinguin.
Zurück am Florence Hill Lookout hatten wir einen schönen Abendhimmel.
Zuletzt steuerten wir noch die Purakaunui Falls an, wo wir in der Dämmerung durch den dichten Wald gingen, um den Wasserfall zu erreichen.
Dann ging’s zurück zu Michelles und Dominiks Campingplatz nach Owaka, wo die beiden zum Abschied einen Eintrag in mein Büchlein verfassten. Von hier waren es noch 100 km bis Dunedin. Dort angekommen skypte ich mit meinem Bruder, den ich zuletzt beim Abschied in Rangun gesehen hatte. Spät in der Nacht sah ich die vielen Geburtstagsnachrichten, wobei das Allerschärfste ein Video meiner Kollegen war, die ein Ständchen für mich sangen. Über manche Glückwünsche konnte ich mich direkt bedanken und nach Deutschland kommunizieren.
Fr. 13.02.2015
Ich hatte noch mein Mietauto und fuhr zur Baldwin Street, der steilsten Straße der Welt. Auf dem Weg nach oben kam mir eine Gruppe Italiener entgegen.
An der steilsten Stelle beträgt die Steigung 34%.
Schnell war ich oben, wo sich eine Französin kaum von der Treppe auf die Straße traute um mich zu fotografieren. Nach Abgabe des Autos verweilte ich ein wenig im Hostel, wo die Schweizerin Céline vom Fjord Milford Sound erzählte. Dann machte ich mich zur Intercity-Bushaltestelle, bei der ein leichtes Chaos an Touristen herrschte, ich aber in den fast pünktlichen Bus sprang.
Do. 05.02.2015
Ich stellte mich an die Zubringerstraße zum 5 km entfernten Pacific Highway, der nach Brisbane führt. Es war viel Verkehr, dauerte aber lange, bis mich ein älteres Paar mitnahm. Der Mann hatte in früheren Zeiten auch getrampt und bezeichnete das von mir beschriebene Partyverhalten der vielen Leute an der Ostküste als krank (insane). Leider fuhren sie nur 12 km Richtung Norden, luden mich aber an einem schattigen Plätzchen mit Geschwindigkeitsbegrenzung und Platz zum Anhalten aus. Hier rauschte so einiger Verkehr an mir vorbei. Zwei Fahrzeuge hielten an, fuhren aber nicht annähernd bis Brisbane. Im letzten Moment auf dem langen Seitenstreifen hielt doch noch ein Auto an und der junge Fahrer winkte mir. Es dauerte noch ein Weilchen, bis die Rückbank freigeräumt war, aber dann redeten wir. Er war mit seiner Freundin nach Noosa unterwegs und fragte sie, ob sie durch Brisbane fuhren. Klar, und schon war ich dabei. Weil die beiden etwas später in Pottsville nicht sofort eine Tankstelle fanden, kamen wir an unglaublich schönen Stränden und Lagunen vorbei. Die beiden hatten gute Musik im Auto, so freute ich mich unter anderem über Mr. Brightside, Teenage Dirtbag und Fantasy. Zudem fuhren sie mich ins Zentrum von Brisbane, obwohl sie über die Umgehungsstraße schneller gewesen wären. Es war noch früh am Nachmittag, denn, weil es hier in Queensland keine Sommerzeit gibt, hieß es, die Uhr um eine Stunde zurückzustellen. Auch konnte ich nach fast drei Tagen wieder Menschen mit langen Hosen erblicken. In doch feuchter Hitze suchte ich den Weg zum Yellow Submarine Backpacker am Brisbane River mit seinen vielen Brücken.
Ganz fußgängerfreundlich erschienen mir die Straßen nicht und ich kam an der entscheidenden Stelle nicht über die sechsspurige Straße, so dass ich mich später mit dem Stadtplan neu orientieren musste. Sofort kam ein Mann und fragte, ob er mir helfen könne. Und ja, die gesuchte Quay Street war nur zwei Ecken weiter und dort fand ich ein schönes buntes Häuschen vor. Das liebe Mädchen an der Rezeption, eine Italienerin, begrüßte mich freundlich und führte mich durchs Hostel, wo ich im Zimmer den Deutschen Tristan traf. Als ich in der Küche nicht gleich mit der Kindersicherung des Feuerzeugs klarkam, kam der ältere tschechische Muskelprotz Oscar ungefragt und freundlich zur Hilfe. So war die Atmosphäre hier: man redete miteinander und half sich gegenseitig. Oscar hatte zudem Geburtstag und grillte Hähnchen für seine Freunde. Ich wollte etwas an meinem Blog schreiben, kam dann aber mit dem Finnen Otto ins Gespräch, der eine spannende Geschichte vom Urwald bei Cairns zu erzählen hatte und die Ostküste mit einem israelischen Paar entlang gesegelt war. Nun hatte ich doch Lust auf ein Bier, aber es war schon nach 8 und laut Aussage des Belgiers Clarence der Bottleshop schon geschlossen. Plötzlich meinte Otto, es gäbe noch einen Bottleshop, der bis 9 offen hätte. Wir hatten noch 7 Minuten und rannten los, aber trafen keinen Bottleshop an. Otto suchte auf seinem Handy weiter und fand einen, der bis 10 offen hatte, was er sich am Telefon bestätigen ließ. Dort hatten wir genug Zeit, das beste Angebot zu finden. Am Ende nahmen wir je 10 Flaschen alkoholisches Ingwerbier für 20 Dollar mit, das wir mit Karton und Rucksack freudig ins Hostel trugen. So war der Abend gerettet und wir spielten noch Karten. Um 23 Uhr mussten wir laut Regeln des Hostels auf die gegenüber liegende Straßenseite, weil doch einige hier wohnten, die regelmäßig arbeiten. So nahmen wir Karten und Bier mit und verstießen womöglich gegen die Regel „kein Alkohol auf der Straße“. Oscar erzählte, dass er schon 7 Jahre hier wohnte, und den Besitzerwechsel bedauerte. Irgendwann ließen wir es dann doch gut sein und gingen ins Bett.
Fr. 06.02.2015
Ich ließ den Tag gemütlich angehen, kümmerte mich um die Fahrt zum Flughafen und surfte im Internet. Otto hatte sich dem Italiener Simone und dem Deutschen Max angeschlossen und arbeitete eine 11-Stunden-Nachtschicht in einem Ziegelwerk. Die drei wurden um 5 abgeholt, als ich meine Stadtwanderung begann. Ich blickte von der William Jolly Bridge über den Brisbane River auf die Skyline.
Über Galerien, die Staatsbibliothek und ein Museum kam ich zu den South Bank Parklands mit einem Riesenrad und einem künstlichen Strand.
Über die Goodwill Bridge kam ich zum Botanischen Garten, zu einer Bootsanlegestelle und zum Eagle Street Pier.
Nun war ich doch wieder im Geschäftsviertel angekommen. Es begegneten mir viele Anzugträger und diesen Freitag Abend wurde am Flussufer schick gegessen. Die Wolkenkratzer spiegelten sich in sich selbst.
Die steinerne Cathedral of St Stephen versank unter den hohen Geschäftsgebäuden. Auf dem Grün des Post Office Square waren Asiaten, die teils Verkleidungen trugen und der Anzac Square zeigte sich als Baustelle. Mit Getränk und Pfirsich vom Woolworths machte ich mich zum Partyviertel Fortitude Valley. Zwangsläufig kam ich an Chinatown und der schön beleuchteten Brunswick Street Mall vorbei.
Im Fortitude Valley gab es viele Discos, zum Beispiel das von außen bunt beleuchtete Beat, das es laut Anzeige seit 31 Jahren gibt. Ich ging Richtung Hostel und schaute zuletzt wie zu Beginn der Tour auf die Skyline.
In der Beetle Bar war für 10 Dollar Live-Rockmusik und ich sah die erste Band, The Rouge Scholars, von draußen mit einem Akkordeon. Im Hostel kümmerte ich mich um mein Ingwerbier und schaute dann unter leider wenig Zuschauern in der Beetle Bar die Bands Yaurout, The Flame Fields und The Vultures an.
Sa. 07.02.2015
Auf dem überdachten Außengelände des Hostels schrieb ich an meinem Blog, geriet dann aber ins Gespräch der Kolumbianerin Silvana mit ihrer japanischen Zimmerkollegin. Silvana war interessiert an meinen bisherigen Reisen und ich am Leben in Kolumbien und Ecuador, wo sie zuletzt gearbeitet hatte. Wir gingen zusammen ins Zentrum um herauszufinden, warum die australische SIM-Karte in ihrem Handy nicht funktionierte. Es hätte entsperrt werden müssen, dafür gab es aber keinen Laden im Zentrum und auch die neuen Handys im Woolworths waren erst mal keine Option für Silvana. Auf dem Rückweg machten wir von uns gegenseitig Fotos auf der William Jolly Bridge.
Im Hostel teilte ich mein zu vieles Gemüse mit Nudeln mit dem Franzosen Paul und lernte Mireia und Chema aus Barcelona kennen, die sich auf einer meiner Weltreise sehr ähnlichen Reise befinden. Für die von Otto ausfindig gemachte Samba-Parade in Westend waren wir zu spät, so spielte ich zunächst mit Otto, Tristan, Max und der kauzigen Nachtwache Steve Billard. Nach Küchen- und Rezeptionsschließung fiel Otto und mir ein, dass wir nochmal an den Kühlschrank mussten und dass ich meine Kaution für den Zimmerschlüssel noch bekommen sollte. Bei beidem half Steve etwas widerwillig. Um halb 12 ging der Party-Tross doch noch los, in zwei Gruppen. Ich ging mit Silvana, Otto, Tristan, einem Australier und einem unverständlich sprechenden Älteren, den Silvana Sir nannte, wenn sie über ihn redete, in die Beetle Bar, wo eine Band als Zugabe Rebel Yell spielte. Dann gingen wir zu einer Karaokebar, in der die neun anderen vom Hostel waren.
Ottos Ziel, gemeinsam etwas zu machen, schlug leicht fehl. Am Ende war Tristan mit den neun im Großraumtaxi zum Fortitude Valley und Silvana, Otto und ich fanden den Sir und den Australier in Lefty’s Old Time Music Hall auf der anderen Straßenseite wieder. Dort wurde Live-Countrymusik gespielt und Silvana und ich wagten uns auf die Tanzfläche zu den teils ausgelassen tanzenden Einheimischen. Eine Frau hatte einen BH in der Hand, betonte, dass es nicht ihrer wäre, und versuchte, ihn auf das bereits mit BHs vollhängende Elchgeweih hoch oben an der Wand zu werfen. Als sie ihn mir gab, war ich beim ersten Wurf erfolgreich und erntete ihre volle Anerkennung: „That was awesome!“ Ohne den Sir und den Australier gingen Silvana, Otto und ich zum Nebenzimmer der Karaokebar, in dem Live-Reggaemusik gespielt wurde. Otto spendierte uns einen Tequila und unterhielt sich mit dem Türsteher aus Tonga, wohin er noch reisen möchte, und ich tanzte mit Silvana. Nach halb 4 machten wir uns auf den Weg zum Hostel, wo es Abschied nehmen hieß. Im Zimmer konnte ich mich auch noch von Tristan verabschieden.
So. 08.02.2015
Mein Handywecker brachte mich nach knapp zwei Stunden Schlaf wach und ich verließ das Yellow Submarine Backpacker.
So fuhr ich am frühen Morgen bei blauem Himmel und Mondschein mit dem Zug zum Flughafen. Dort musste ich wie erwartet die 120 Dollar für mein Gepäck zahlen und verließ Australien mit dem hinter den Behörden in großen gelben Buchstaben stehenden Spruch „Keep the sunshine“.
Mi. 28.01.2015
Nach gut 12 Stunden Fahrt kam der Nachtbus um 8:25 Uhr im regnerischen Sydney an. Aufgrund des Regens der letzten Tage in Sydney hatte ich meinen Aufenthalt in Melbourne verlängert und wartete auf die angekündigte Wetterbesserung an diesem Mittwoch. Gleich kaufte ich mein nächstes Nachtbusticket nach Byron Bay und als der Regen etwas nachließ, ging ich zum unweit entfernten Nomads Westend Backpackers. Hier musste ich bis 14 Uhr warten um einzuchecken. So ging ich in den Hyde Park und frühstückte meine mitgebrachten Brote und Obst. Das Hostel lag im Central Business District, also sehr zentral, und gleichermaßen in Thai Town. Ein Thai-Restaurant zeigte auf zwei Fernsehern die Australian Open, so ging ich hinein. Ich wurde freundlich begrüßt und sagte, dass ich später ein Mittagessen essen, jetzt aber gerne Tennis schauen würde. Das war überhaupt kein Problem, zumal ich ja einen Ice Thai Tea kaufte. Es war schön anzusehen, wie sie stressfrei und mit freundlichen Gesten zu den Kunden und untereinander arbeiteten. So etwas hatte ich seit meiner Abreise aus Südostasien vermisst und bekam hier den Beweis, dass dies auch in der westlichen Welt möglich ist. Madison Keys und Serena Williams qualifizierten sich fürs Halbfinale und ich aß ein leckeres Thai-Gericht. Dann konnte ich im Hostel einchecken und traf im 6er-Zimmer im 11. Stock bei unzuverlässigem Fahrstuhl die Französin Audrey und den Engländer Tom. Im Erdgeschoss gab’s ein Begrüßungsgespräch (Welcome Talk) mit Getränk (Goon), bei dem die Dame schon etwas abklappern wollte, was wir Neuankömmlinge so machen wollen, und auch eine Tour zu den Blue Mountains anpries. Aber es gab auch nützliche Hinweise und das Getränk war alkoholhaltig. Goon, so wurde uns erklärt, nennt man den billigst möglichen Alkohol, den man auftreiben kann, um günstig betrunken zu werden. Dieser hier war billiger Weißwein mit Fruchtsaft. Als ich das Begrüßungskit öffnete, fand ich Stadtpläne, Webebroschüren und zwei Kondome vor. Willkommen an der partyfreundlichen Ostküste! Der Regen hielt sich beharrlich und so trank ich mit Audrey in der Hostelküche ihren Sixpack Bier. Dann folgten wir Tom und der Engländerin Katie ins Irish Pub Scruffy Murphy’s, wo das Bier nicht überteuert war. Auf einer großen Leinwand lief nebenher Novak Djokovics Halbfinaleinzug.
Bevor dort das Drag Queen Karaoke begann, zogen wir auf Audreys Vorschlag hin weiter in die Starbar. Da die drei rauchten, war ich immer auch in den winzigen abgegrenzten Raucherbereichen dabei, in die man teils den Alkohol nicht hinausnehmen durfte. Zuletzt landeten wir im Pub, so war der Name, wo wir umgeben von Asiaten zu Hip Hop der 90er tanzten. Um 1 Uhr zurück im Hostelzimmer vesperten wir noch mein Brot von der Lüneburger German Bakery.
Do. 29.01.2015
Ich machte mich entlang der Pitt Street auf den Weg zum Hafen an der Sydney Cove, dem Ort in Australien, an dem die Engländer 1788 mit der ersten Flotte ankamen. Ich nahm eine Fähre nach Manly und fuhr an der Oper vorbei.
Und weg ging’s vom Central Business District mit den vielen Wolkenkratzern.
Auf der Fähre waren auch drei Schulmädchen mit Uniform, denn am Vortag hatte das neue Schuljahr begonnen. Ich dachte mir, dass es auch schlechtere Schulwege gibt. Auf dem Weg gab es schöne Steilküsten und einen Blick aufs offene Meer. Manly hat eine kleine Fußgängerzone und dahinter verbirgt sich ein schöner Strand. Es gab auch vereinzelte Surfer.
Etwas weiter war der kleine Shelly Beach mit Wiese und Grillplatz. Nach einer Pause kletterte ich auf den Steinhügel um die Ecke.
Bei abendlicher Stimmung kam ich zurück zum Hafen und ging wieder ins thailändische Restaurant E-San Saap, wo ich Andy Murrays Sieg gegen Tomas Berdych sah. Das Spiel dauerte sehr lange, so dass schon aufgeräumt und geputzt wurde. Eine Frau sang dabei zu den thailändischen Liedern vom Band. Weil ich so lange sitzen bleiben durfte, das Essen gut war und ich kostenlos Wasser bekam, hatte ich vor wiederzukommen.
Fr. 30.01.2015
Ich schaute mir das Viertel The Rocks an, an dessen felsiger Küste die Geschichte der Strafgefangenen begann. Hier gab es historische Backsteinbauten, eine Turmuhr und vielfältige Restaurants und Bars, auch ein Löwenbräu-Restaurant mit Bierbänken draußen und Bedienungen in Tracht.
Beim Customs House am Hafen fuhr mein Bus zum nahe gelegenen Bondi Beach ab. Gleich der Blick von oben herunter auf diesen riesigen Strand mit den lauten und hohen Wellen war sehr imposant.
Ich wanderte entlang der rauhen Küste Richtung Süden. Weil es arg wolkig wurde, ließ meine Motivation nach, aber es gab immer Neues zu sehen: Schwimmbecken mit Bahnen direkt am Meer, steile, überhängende Felsen, laute Wellen, weitere Strände, grillende und Volleyball spielende Menschen, einen Vater mit zwei Jungs und einer automatischen Baseball-Schussmaschine, ein Bowling-Grün und auch einen Friedhof.
Am Bundrock Park nach der Bucht zum Clovelly Beach zeigten sich eine Brandung mit Aussicht und auch die Sonne wieder.
So erreichte ich mein Ziel Coogee Beach bei abendlicher Stimmung. Im E-San Saap sah ich das spannende Spiel von Novak Djokovic gegen Stan Wawrinka und durfte wieder nach Ladenschluss sitzen bleiben, bis Djokovic seinen Matchball verwandelt hatte.
Sa. 31.01.2015
Nun wollte ich bei gutem Licht die Oper und die Harbour Bridge von der anderen Seite fotografieren, also ging ich durch den Hyde Park, an der St Mary’s Cathedral und den Royal Botanic Gardens vorbei zum Mrs Macquaries Point.
Im Botanischen Garten gab es Ibisse, Moorhühner und eine vielfältige Pflanzenwelt.
An der Oper vorbei ging ich zum Hafen und entlang der Pitt und George Street zum Queen Victoria Building, einem mehrstöckigen, prunkvoll gebauten Kaufhaus, das mich ein wenig ans GUM in Moskau erinnerte.
Über das Rathaus und die St Andrew’s Cathedral kam ich zurück zum Hostel für ein Päuschen. Am Abend fuhr ich mit der Bahn über die riesige, imposante Harbour Bridge, um selbige auf dem Rückweg zu Fuß bei schöner Aussicht zu überqueren.
Dieses Mal lief im E-San Saap auf dem einen Bildschirm das Damen-Finale der Australian Open, das Serena Williams gegen Maria Sharapova gewann, und auf dem anderen Bildschirm das in Sydney stattfindende Finale der Asien-Meisterschaft zwischen Australien und Südkorea. Dieses hatte es in sich, weil die Südkoreaner in der Nachspielzeit eine Verlängerung erzwangen und am Ende doch durch einen Abwehrfehler an der Torauslinie in dieser Verlängerung unterlagen.
Ich wollte doch noch sehen, wie dieser Triumph der Socceroos in Sydney gefeiert wird, und ging in die Starbar. Auf dem Weg dorthin sah ich einige Fans in australischen Trikots, aber auch in japanischen, weil wohl viele der Asiaten hier mit einem Finaleinzug der Japaner gerechnet hatten. Die Tanzfläche der Starbar war sehr modern mit Riesen-Leinwand, auf der teils die zugehörigen Musikvideos liefen oder digital vorgetanzt wurde. Von Discobeat untermalt waren einige Lieder aus den 90ern zu erkennen.
Mo. 19.01.2015
Im Flugzeug saß ein Paar vom Land drei Autostunden von Melbourne neben mir. Der Mann hatte etwas Ähnlichkeit mit John Goodman und hatte einige lockere Sprüche auf den Lippen. Nach der Landung kam ich mit dem SkyBus ins von Wolkenkratzern übersäte Zentrum.
Kurz nach Mitternacht checkte ich im riesigen Urban Central Backpackers ein.
Di. 20.01.2015
Planen, in der Stadt zurechtfinden, Einkaufen, Kochen, belegte Brote vorbereiten, Internetcafé suchen, eine Tour zur Great Ocean Road buchen. So mischte ich mich in das hektische Treiben der Großstadt, in der jeder Zweite im Gehen auf seinem Smartphone rumdrückte. Dann ging ich am Melbourne Park und Olympischen Park vorbei zum Rectangular Stadium, also im Gegensatz zu den ovalen Cricketstadien zu einem rechteckigen Fußballstadion. Hier war ein buntes Treiben von japanischen Schlachtenbummlern und man konnte sich eine japanische Flagge aufs Gesicht malen lassen. Die Japaner gewannen ihr Asien-Cup-Vorrundenspiel mit dem VfB-Spieler Gotoku Sakai und Superstar Shinji Kagawa von Dortmund leicht mit 2:0 gegen Jordanien.
Matchwinner Kagawa stellte sich nach dem Spiel noch ein zweites Mal vor die japanischen Fans, in deren Nähe ich saß, und verneigte sich vor ihnen.
Mi. 21.01.2015
Ich hatte ein Tagesticket für die drittgrößte Arena und die Nebenpläte am dritten Tag (2. Runde) der Australian Open. Auf Show Court 6 gewann die deutsche Nachwuchshoffnung Carina Witthöft leicht gegen eine müde Gegnerin.
Dann schaute ich mir Spiele von Marcos Baghdatis und Tomas Berdych an.
Wegen der beginnenden Doppel-Konkurrenzen und Trainings auf den Nebenplätzen bekam ich unter anderem Novak Djokovic, Rafael Nadal, Gael Monfils, den lockeren, mit langen Rastas und Bob-Marley-Tattoo versehenen Deutsch-Jamaikaner Dustin Brown, Anna-Lena Grönefeld und Martina Hingis zu sehen. Auf dem Gelände war einiges geboten, man konnte auch die Spielstände einsehen und auf Großbildleinwänden die Matches in den zwei großen Stadien anschauen. Maria Sharapova wehrte Matchbälle ab und gewann ihr Spiel noch. Beinahe hätte ich zu viel Zeit vertrödelt und den Einlass in die Hisense Arena zum australischen Duell zwischen Thanasi Kokkinakis und Sam Groth verpasst, aber ich kam als einer der letzten überhaupt noch in diese imposante Arena.
Es war eine sehr gute Stimmung, weil vor allem die Kokkinakis-Fans mit griechischen Flaggen in den Pausen sangen, was gegen seine Fünfsatz-Niederlage nicht half. Zu später Stunde sah ich im mit Liegestühlen versehenen Fanpark des Geländes den von den Australiern bejubelten Sieg von Bernard Tomic gegen Philipp Kohlschreiber und einen knappen Sieg von Rafael Nadal.
Do. 22.01.2015
Der junge Fahrer Jared des kleinen 22-Personen-Busses entlang der Great Ocean Road hatte ein Mikrofon mit verlängertem Kabel und begann eine Vorstellungsrunde, in der jeder auch seine Geschichte zum ersten Kuss erzählen sollte. Ich erzählte auch, dass Stuttgart außer Mercedes und Porsche zudem Die Fantastischen Vier zu bieten hat, die Jared noch nicht kannte. Nach einem Tee-Stopp in Colac Park peilten wir in dieser Reverse-Tour im Gegensatz zu den meisten Bussen zuerst die stark besuchten 12 Apostles an, womit wir die Menschenmengen umgingen.
Es standen auch Helikopter für einen teuren Rundflug bereit. Ganz in der Nähe ist der Loch Ard George, an dem das gleichnamige Fracht-Segelschiff 1878 bei nur zwei Überlebenden sank.
Hier wurde uns Zeit am Strand gegeben. An den Gibson Steps gab’s Sandwiches zum Mittag und wir konnten entlang der Klippen an den Strand hinuntergehen. Im Otway National Park gingen wir den Mait’s Rest Rainforest Walk entlang, der mich mit seinen wilden Wäldern, Baumfarnen und Riesen-Eukalyptusbäumen sehr an Tasmanien erinnerte.
Im Ort Apollo Bay ging ich die paar Schritte zum Strand hinunter. Cape Patton war ein weiterer schöner Aussichtspunkt.
Auf der Weiterfahrt zum Ort Kennett River waren schon die von den Koalas kahl gefressenen Eukalyptusbäume zu sehen. In der Pause beim dortigen Campingplatz hielten wir Ausschau nach den hoch in den Bäumen versteckten Koalas und fanden auch bunte Vögel. Über einen weiteren Aussichtspunkt kamen wir zum Memorial Arch, der den ersten Arbeitern an der Straße, zumeist Erste-Weltkriegs-Rückkehrer, gewidmet ist, die ohne Maschinen am Straßenbau arbeiteten.
An abenteuerlichen und prunkvollen Bauten, z.B. einem auf einer Säule gestützten Haus vorbei fuhren wir zum Surferparadies Bells Beach, an dem der Showdown des Films Gefährliche Brandung mit Patrick Swayze und Keanu Reeves gedreht wurde.
Bei Bubba Pizza in Torquay holten wir Pizzas zum Abendessen, wobei ich meine bei Meerblick zu Jareds Erstaunen als erster vertilgte. In Melbourne wurde ich als letzter abgeladen, schaute aber noch den Großteil des australischen 2:0-Erfolgs gegen China im Viertelfinale des Asien-Cups mit Craig in der Hostelbar an.
Fr. 23.01.2015
Wegen einer Preiserhöhung meiner Unterkunft um 50% während des langes Wochenendes zog ich aus, schaute aber noch auf der Leinwand in der Hostelbar den knappen Sieg von Grigor Dimitrov gegen Marcos Baghdatis an und bekam Julia Görges‘ Achtelfinaleinzug und Carina Witthöfts Ausscheiden mit. Dann ging ich die Spencer Street entlang Richtung Norden zu Bev & Mick’s Backpackers @ McMahon’s leicht außerhalb des Zentrums, was mir auf den ersten Blick mehr wie ein Pub als eine Unterkunft erschien. Ich bekam mein Bett im 10er-Schlafraum mit dem Hinweis, dass kein Alkohol mitgebracht werden darf. Mit Einkaufen und Kochen verstrich die Zeit, und am späten Abend ging ich zum Federation Square, auf dem täglich die Tennisspiele der Australian Open auf zwei Großbildleinwänden gezeigt wurden.
Sa. 24.01.2015
Meinen regelmäßigen Beobachtungen zufolge gab es plötzlich bezahlbare Qantas-Flüge von Auckland nach Santiago de Chile, die aber schnell teurer wurden. Also sah ich mich gezwungen zu handeln und ging ins von Chinesen betriebene Internetcafé Dotcom in der Elizabeth Street. Als günstigster Tag hatte sich der 20. März für diesen Trans-Pazifik-Flug herausgestellt und genau in diesem Moment war der Direktflug günstiger als der Flug über Sydney, also schlug ich zu und verschmähte den alternativ angepeilten etwas günstigeren, aber beschwerlicheren Flug über Los Angeles nach Lima. Mit Entschlossenheit buchte ich gleich noch den Flug von Bogotá nach Madrid am 29./30. Juni und lud weitere Bilder hoch. Gegen Abend fuhr ich mit der Straßenbahn nach St. Kilda. Hier stieg ich beim farbenfrohen Rummelplatz Luna Park mit weit aufgerissenem Clownsmund als Eingang aus. Umgeben von Palmen trommelte eine Combo in entspannter Atmosphäre.
Um die Ecke war der schöne Strand, an dem es viele Kiteboarder gab.
Ich ging zum windigen Pier hinaus.
Von dort betrachtete ich ein paar Angler beim Abendlicht.
Ein kleiner Pinguin kam aus seinem Versteck in den Steinen raus.
Wenig später ging die Sonne unter.
Ich wartete mit vielen Touristen noch eine Stunde auf weitere kleine Pinguine, die sich leider nur vereinzelt zeigten. Zurück am Federation Square sah ich den hart umkämpften Sieg von David Ferrer gegen Gilles Simon auf dem kleinen Bildschirm und unter Beifall der in den Liegestühlen fläzenden Zuschauer den Sieg der Newcomerin Madison Keys gegen Petra Kvitova auf dem großen Bildschirm.
Aus Müdigkeit stieg ich in die Bahn, die nicht ganz in meine Richtung fuhr. So stieg ich angezogen von einer blau beleuchteten Brücke bei den Docklands, oder genauer am Victoria Harbour, aus und genoss noch ein wenig das Wasser und die Stadtlichter.
So. 25.01.2015
Ich skypte nach Hause und weil ich mich viel in der Küche aufhielt, kam ich beim Frühstück mit dem aufgeschlossenen Engländer Chris aus Bristol ins Gespräch. Dann ging ich zum Queen Victoria Market und schlug bei der Obstauswahl zu.
Außerdem gab es hier weitere Lebensmittel, Kleidung, Souvenirs, Essens- und Süßigkeitenstände und auch Livemusik. Am heutigen Sonntag war hier sehr viel los und auch zu so früher Stunde wurde bereits Bier getrunken. Am Federation Square wollte ich das Spiel der letzten verbliebenen Deutschen Julia Görges sehen, aber auf beiden Bildschirmen wurde Maria Sharapovas leichter Sieg gezeigt und ich bekam nur der Matchball gegen Julia Görges mit. Zurück im Hostel war ich bereit für die Happy Hour am Vorabend des Nationalfeiertags, Australia Day genannt, an dem die Ankunft der ersten Schiffe mit Einwanderern und Strafgefangenen 1788 in Sydney gefeiert wird. Der Pint kostete 4 Dollar (umgerechnet 2,40 € für den halben Liter) und so schlugen wir bis zum Ende der Happy Hour ordentlich zu und hatten viel Spaß zusammen.
Zudem gab es kostenlos Gegrilltes und auf den Bildschirmen wurde Live-Tennis gezeigt. So schaute ich gegen später, als das Bier teurer war und nicht mehr so gut floss, den knappen Sieg des australischen Newcomers Nick Kyrgios gegen Federer-Bezwinger Andreas Seppi an.
Mo. 26.01.2015
Knapp schaffte ich es zur Parade am Australia Day. Sie verlief entlang der Swanston Street an der Town Hall vorbei zum Federation Square. Es gab irre Kostüme, zum Beispiel aus Planet der Affen und Krieg der Sterne.
Dann waren die vielen Völker, die nach Australien eingewandert sind, das Motto. Laut Sprecher gibt es 130 Nationen und 170 Sprachen in Australien. Die Teilnehmer trugen traditionelle Kleidung, sowie Flaggen Australiens und des Ursprungslandes.
Die Vietnamesen trugen die Flagge des ehemals demokratischen Südvietnam. Manche Asiatinnen hatten Tänze eingeübt und die Chinesen hatten zwei Drachen (gespielt von je zwei Menschen) dabei. Insgesamt konnte man sehen, dass diese Menschen dankbar waren, in Australien leben zu dürfen.
Jetzt fehlte nur noch eine Gruppe, die Aborigines.
Mir wurde klar, dass heute irgendwie auch der Startschuss zur massenweisen Tötung und Diskriminierung der Ureinwohner „gefeiert“ wurde und ich konnte den Wandel der Stimmung verstehen. An die Parade schloss sich ein Protestmarsch der Aborigines an, der von der Socialist Alternative und Socialist Alliance unterstützt wurde. Der Sprecher verabschiedete die Zuschauer in den Tag und erwähnte unter Buhrufen die Aborigines nicht. Der Protestmarsch war friedlich, aber ich konnte die Wut der Menschen spüren. Es wurde „Always was, always will be Aboriginal Land!“ und „What do we want? Justice! When do we want it? Now!“ proklamiert. Einer trug rauchenden Eukalyptus, ein anderer hatte den Union Jack aus der australischen Flagge geschnitten und ein dritter hatte einen kleinen an den Rändern angekokelten Union Jack in der Hand und schaute böse in die Menge am Straßenrand. Weitere Transparente oder Zeitungstitelseiten, die getragen wurden, ließen „White Australia has a black history“, „Aboriginal land rights now!“ oder „No land grab. No more police powers. No to a new stolen generation.“ verlautbaren. Ein Mann in Warnweste, der auch für die Straßenabsperrung zuständig war, klatschte den Protestierenden Applaus.
Am Federation Square waren die Protestsprüche nochmal besonders laut, dahinter verlief sich bzw. löste sich der Protestmarsch am Fußweg entlang des Yarra River auf. Das intensive Erlebnis musste sich erst mal setzen. Dennoch ging ich zum Tennis schauen auf den Federation Square und ergatterte, weil es zuvor geregnet hatte, sogar einen der begehrten Liegestühle, auf dem ich die spannenden und hochklassigen Achtelfinal-Siege von Dominika Cibulkova und Serena Williams anschaute.
In diesem Zeitraum gab es eine Flugparade, die auch auf dem Bildschirm Erwähnung fand, schließlich fanden die Tennisspiele nur einen Kilometer entfernt statt. Ich verließ den Federation Square, weil ich Hunger hatte.
Im Hostel köchelte ich mir Gemüse zusammen und unterhielt mich im Schlafraum mit dem 41-jährigen Schweißlehrer Shawn. Dann ging ich ins Zentrum, wo ich Roland nach Chiwa und Osch ein drittes Mal treffen wollte. Er kam mit Freundin Susanne und deren Gastgeber Paul, ursprünglich Neuseeländer, und es war schon etwas verrückt, dass wir uns, wenn diesmal auch geplant, ein drittes Mal auf Reisen und auf einem anderen Kontinent trafen. Wir gingen in der Abenddämmerung zu den Docklands.
In einer Hotelkneipe mit Livemusik tranken wir ein Bier und hatten rechtzeitig zum schönen mit Musik untermalten Feuerwerk einen guten Platz.
Im Zentrum fanden wir auf die Schnelle nur eine schicke Hotelbar, in der ich meine Mütze abnehmen musste, für ein abschließendes Bier bei angenehmen Gesprächen.
So verabschiedeten wir uns mit dem Vorhaben, uns in Kißlegg wiederzusehen.
Di. 27.01.2015
Ich schrieb E-Mails, holte beim Queen Victoria Market Obst und ordnete und kopierte im Internetcafé meine Fotos. Zum Federation Square lohnte es sich nicht mehr, weil die Tennisspiele des Tages früh beendet waren. Im Hostel verabschiedete ich mich von Chris, Tim, Shawn und den anderen, mit denen ich am Sonntag gefeiert hatte. Im Nachtbus saß ein etwa 30-Jähriger neben mir, der nach zwei Jahren Melbourne mit Sack und Pack wieder zurück nach Sydney zog. Nach der Nachtpause whatsappte ich nach München und schrieb Mails, fand dann aber noch Schlaf bis zum Morgen.
Sa. 17.01.2015
Brian steuerte uns und den Wohnwagen sicher zur Waterfront in Hobart und für Jacky und mich reichte es noch für den samstags stattfindenden Salamanca Market, auf dem regionale Produkte und Souvenirs angeboten wurden sowie Musiker für ein angenehmes Flair sorgten.
Dann setzten wir uns mit Süßigkeiten im St David’s Park unter einen Baum. Am Abend ging ich zum Joggen, wobei mich der kräftige Wind auf einem Hügel beinahe wegwehte. Und zum Abschluss des Tages trank ich zwei Bier auf die Evolution (Simon) und lud bequem am Hostelcomputer weitere Bilder hoch.
So. 18.01.2015
Ich traf mich mit Jacky am Hafen und wir fuhren mit dem Schiff im Camouflage-Look auf dem Derwent River zum Museum of Old & New Art (MONA). Hier gab es erstaunlich viel Interessantes, wie ein mit Stroboskop beleuchtetes Inneres eines großen Metallkopfs, in dem Äpfel von einer Hand und Vögel von einem Buch zerdrückt wurden, oder ein mystisches Labyrinth mit Spiegel in der Mitte.
Es gab auch manchen Schrott und Verblüffendes wie ein mit Glasmaschinen nachgebautes Verdauungssystem mit Live-Schiss, den ich leider verpasste, oder modellierte „Portraits“ von 151 cunts (bleibt hier mal unübersetzt). Draußen stand ein verschnörkelter Stahltruck, in den man auch hineingehen konnte.
Zu Füßen von Weinreben in einer Bucht des Derwent River setzten wir uns in die Wiese, aßen Obst und Kekse und quatschten, bevor wir auf der Fähre auf den begehrten Schaf-Sitzen Platz nahmen. Wir blieben noch etwas an der Waterfront und verabschiedeten uns dann. Am ruhigen Salamanca Square ging ich ins spanische Restaurant Smolt, in dem Zimmerkollegin Pip in der Küche einen neuen Job gefunden hatte. Leider war dort die Hölle los und ich konnte Pip nicht begrüßen, aber der Marktfisch war super. Wieder joggte ich entlang des Flüsschens Hobart Rivulet und weil ich so knapp vor dem Sonnenuntergang unterwegs war, begegneten mir auf dem windigen Hügel einige scheue Wallabys.
Mo. 19.01.2015
In aller Ruhe frühstückte ich ausgiebig wie an einem Alltags-Samstag inklusive der Tatsache, dass ich dann abspülte, als mir danach war. Ich schrieb meinen Blog und Pip suchte im Internet nach Wohnungen an ihrem freien Tag und so saßen wir im Hostel zusammen.
Alex kam vom Mount Wellington zurück und wir schauten uns auf seinem Laptop schöne Orte auf der uns immer kleiner wirkenden Welt an. Um den schönen Tag nicht ganz verstreichen zu lassen, ging ich nochmal zur Waterfront.
Am Kriegsdenkmal und den weidenden Zirkuspferden des Euro Circus vorbei ging ich zum Volkspark Queens Domain. In der Soldiers Memorial Avenue wurde für jeden der 510 im Ersten Weltkrieg gefallenen Hobarter Soldaten nach dem Krieg ein Baum gepflanzt. Manche stehen noch heute, andere wurden zum Gedenkstein neu gepflanzt. Auch die wacklig aussehende Tasman Bridge, die ich auf der Fahrt nach Port Arthur überquert und mit der MONA-Fähre durchschritten hatte, bekam ich nochmal zu sehen.
Am Ende hatte ich kurz Zeit im schön angelegten botanischen Garten. Über das abgeriegelte Government House ging ich zur Penitentiary Chapel im Zentrum, eine Kapelle auf dem Gelände eines früheren Sträflingsgefängnisses.
Ich verabschiedete mich von Alex und Pip und fuhr mit dem Airporter zum Flughafen, wo auf einem Bildschirm Tennismatches der Australian Open gezeigt wurden. Zur Dämmerung bestieg ich die letzte Maschine des Tages.