Do. 23.10.2014
Beim Aufenthalt in der dortigen Wartehalle stellte ich fest, dass hier ein ganz anderer Schlag Menschen war: Es gab weniger Uiguren und die Han-Chinesen waren dunkelhäutiger. Mein Hartschläfer-Bett in einem Gesamtwaggon mit nur seitlichen Wänden war bequem genug für eine kurze Nacht.
Fr. 24.10.2014
Die Schaffnerin war schneller als mein Wecker und ich war kurz nach 6 bei Dunkelheit am Bahnhof Turpan, der genau genommen in Daheyan, ca. 60 km vom Ort entfernt, liegt. Am Ausgang war ein Riesen-Geschrei von Menschen, die alle irgendwas auf chinesisch anboten. Ich ging einem inoffiziellen Taxifahrer ins Netz, der drei Worte englisch sprach. Wir fuhren los, als er noch drei Uiguren auf die Rückbank geladen hatte. Bei einem Sicherheitscheck, an dem das vor uns fahrende Auto problemlos durchkam, mussten wir zur Seite fahren und der Fahrer stieg kurz mit deren Personalausweisen und meinem Pass aus. Von den Uiguren ließ sich der Fahrer zwei Zigaretten geben und lud sie dort ab, wo es ihm passte, auch gab es keine weitere Diskussion. Auch mich lud er erst nach zweimaligem Hinweisen auf die Adresse am White Camel Hostel aus, wollte dann auch noch auf ein Blatt mit chinesischem Stempel deutend mehr Geld, das ich ihm verweigerte. Glücklicherweise wurde ich ins verriegelte Hostel reingelassen und eine Stunde später konnte ich mein Bett beziehen, um den Vormittag zu schlafen. Im Wüstenort, 154m unter dem Meeresspiegel gelegen, ist die Fußgängerzone der Qingnian-Straße von Weinreben bewachsen, die im heißen Sommer Schatten spenden.
Am Rande des Gaochang-Parks wurde chinesische Musik gespielt, zu der Paare tanzten. In unmittelbarer Entfernung lief rhythmische uigurische Musik, zu der etwas ausgelassener getanzt wurde.
Ich fuhr noch zum Emin-Minarett, das sich in abendlicher Stimmung zeigte.
Auf dem Rückweg zum Zentrum konnte ich in die Straßen der uigurischen Siedlung blicken.
Vom Hostel starteten die Rumänin Ariana, der Australier Drew, ein englisch-polnisches Draufgänger-Duo und ich eine Tour durch die Nachtmärkte.
Sa. 25.10.2014
Am Morgen schloss ich mich wie die Japanerin Maiko der von einem englischsprachigen Guide vorgeschlagenen Tour rund um Turpan an. Mit einer chinesischen Familie ging’s zuerst zu den Ruinen der antiken Wüstenstadt von Jiaohe.
Diese lagen auf einem beeindruckenden Hochplateau, umgeben von steilen Hängen und einem Fluss.
Weiter ging’s zu einem Museum mit einer Nachbildung eines uigurischen Dorfs.
Hier konnten wir wieder die typischen Weinreben-Dächer sehen.
Unser nächster Stopp war bei einem Museum zum über 2000 Jahre alten zentralasiatischen Bewässerungssystem Kares: Ein Kopfbrunnen (Kares) sammelt Schmelzwasser, das durch unterirdische Kanäle weiterfließt.
Von oben gerät man durch die unzähligen vertikalen Schächte an das Wasser. Östlich von Turpan gelangten wir zu den Flammenbergen mit einem tiefen Flusstal.
Bei den Grotten von Bezeklik waren die Lage und die dudelnde Musik eines Einheimischen spannender als die wenigen Gemälde in den Grotten.
Wieder zurück gingen Maiko und ich noch am See nahe des Hostels vorbei. Am Abend saßen wir mit Drew zusammen und gingen auf ein paar Gemüse- und Hähnchenspieße auf den Nachtmarkt um die Ecke.
Drew und ich tranken im Hostel noch unsere Biervorräte leer und ich träumte trotz des schönen Tages immer noch vom Bayanbulak-Grasland.
So. 26.10.2014
Ich verabschiedete mich von Maiko. Draußen sangen eine Frau und ein Mann Karaoke und die ersten Zuschauer saßen dabei.
Beim Busbahnhof traf ich zufällig den Guide vom Vortag und bekam am Schalter problemlos eine Fahrkarte für den bequemen Reisebus nach Ürümqi.
hallo lieber Berthold!
Immer wieder mal schaue ich bei dir vorbei 🙂 und bin fasziniert, wo du dich überall herumtreibst und was du alles erlebst, es ist der Wahnsinn!!! Ich grüße dich ganz herzlich und hoffe, dass es weiterhin eine aufregende Reise sein wird und dass es dir vor allem gut geht. Mir geht s übrigens auch gut, ganz liebe Grüße, deine Mathe-Kollegin Elke